der Ruhr zunächst auf 7-8000 Saarbergleute gehofft hatte.11' Der moderate
Arbeitskräftebedarf der weiter fördernden Schachtanlagen und der seit dem
Sommer 1940 wieder in Betrieb genommenen Gruben konnte aus den rückkeh¬
renden evakuierten Bergleuten, ehemaligen Westwallarbeitern und vermutlich
auch lothringischen Arbeitskräften gestillt werden.19 20 Dagegen lehnte die Be¬
zirksgruppe Saar beispielsweise im August 1940 die Beschäftigung von bel¬
gischen und französischen Kriegsgefangenen ab, da man hinsichtlich der Ver¬
pflegung und Unterbringung Schwierigkeiten erwartete.21
Drittens, und dies gilt vor allem auch wieder nach Inbetriebnahme der still¬
gelegten Anlagen, konzentrierten die zentralen Instanzen ihre Bemühungen um
die Erhöhung der deutschen Steinkohlenproduktion und damit auch um den
"Arbeitseinsatz" im Kohlenbergbau aus unterschiedlichen Gründen in erster
Linie auf den Ruhrbergbau und in zweiter Linie auf den annektierten Teil des
oberschlesischen Reviers, wo man die größten Leistungsreserven vermutete. Der
Ruhrbergbau förderte bei Kriegsbeginn annähernd 70%, nach der Annexion des
polnischen Bergbaugebietes in Oberschlesien immer noch etwa die Hälfte der
deutschen Steinkohle. Der Anteil des Saarbergbaus lag vor Kriegsausbruch bei
etwas mehr als 7%.22 23 Die Qualität der Ruhrkohle war höher und damit ihre
Verwertungsmöglichkeiten vielfältiger. Die Abbauverhältnisse an der Ruhr
ermöglichten höhere Schichtleistungen, so dass sich hier zusätzlich angelegte
Arbeitskräfte in einem stärkeren totalen Förderplus niederschlagen mussten.
Zuletzt war der Ruhrbergbau, um seine Kohlenförderung zu steigern, vermutlich
in stärkerem Maße auf den Faktor Arbeitskraft angewiesen als der Saarbergbau,
der in den ersten Kriegsjahren noch von an der Ruhr bereits weit gehend ausge¬
schöpften Rationalisierungspotentialen und von den erheblichen, nach 1935
getätigten Modernisierungsinvestitionen profitieren konnte.2' Vor allem aus
diesen Gründen zielten die Maßnahmen der für die Fördersteigerung und den
"Arbeitseinsatz" im Kohlenbergbau zuständigen Zentralinstanzen, nämlich der
"Bergabteilung" des Reichswirtschaftsministeriums, bis Frühjahr 1941 des
Leistungsbeauftragten für den Bergbau und seit dem Frühjahr 1941 der Reichs-
19 Vgl. zur Dienstverpflichtung von Saarbergarbeitem für den Ruhrbergbau im Nordrhein-
Westfalischen Staatsarchiv Münster (STAMS) im Bestand Oberpräsidium die Signaturen
5175 und 5199.
20 Vgl. dazu die Berichte der Arbeitsämter Neunkirchen und Saarbrücken (LAS Statistisches
Amt des Saarlandes 25).
21 Vgl. Schreiben der Bezirksgruppe Saar an die Wirtschaftsgruppe Bergbau vom 23.8.1940
(BBÄ 15/271).
22 Vgl. Ernst Buskühl, Ausweitung der Steinkohlenwirtschaft, in: Der Vierjahresplan.
Zeitschrift für nationalsozialistische Wirtschaftspolitik 3 (1939), S. 25-29; von Hanneken,
"Die Wirtschaft der Saar im Großdeutschen Reich", in: Saarpfälzische Wirtschaftszeitung
44(1939), S. 177-184.
23 Vgl. dazu Die bergbauliche Entwicklung an der Saar von Anfang September 1944 bis
Anfang Januar 1945 (BBA 33/1041).
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