Gänzlich unerforscht ist die Zusammenarbeit der Saarhütten mit metallurgischen
Forschungseinrichtungen. In der Zeit der französisch-saarländischen Wirtschafts¬
union hat wohl eine Verbindung zu dem im Dezember 1949 eingeweihten
Institut für Métallforschung an der Universität des Saarlandes, einer Außenstelle
des Institut de recherche de la sidérurgie française (IRSID) bestanden, das sich
u.a. mit auch für die Saarhütten relevanten Innovationen befasste, wie Einblasen
von Öl in Hochöfen, Verblasung von phosphorhaltigem Roheisen, kontinuier¬
licher Stahlerzeugung. Die Saarbrücker Außenstelle wurde am 31. Dezember
1958 aufgelöst, ein neues Institut für Metallforschung ab 1. Januar 1959 an der
Universität des Saarlandes eingerichtet, es trug zwar den gleichen Namen, war
aber nicht Rechtsnachfolger des aufgelösten. Es bestand nur bis 1963.189 Die
Saarhütten hielten weiterhin Verbindung mit IRSID und unterstützten es finan¬
ziell, mindestens bis 1970.190
Im Sommer 1970 äußerte sich der Aufsichtsratsvorsitzende der Neunkircher
Eisenwerke AG Otto Wolff von Amerongen, dass das Saarrevier langfristig nicht
als Standort der Roheisen- und Rohstahlerzeugung angesehen werden könne.191
Er löste damit heftigen Widerspruch von verschiedenen Seiten aus. Die seit¬
herige Entwicklung der Eisen und Stahl erzeugenden Industrie im Saarland und
den benachbarten lothringischen und luxemburgischen Revieren hat gezeigt,
dass seine Prognose gar nicht so abseitig war. In Luxemburg ist die Roheisen¬
produktion eingestellt, in Lothringen wurde sie heruntergefahren, im Saarland
auf einen einzigen Standort konzentriert. Ich halte es durchaus für möglich, dass
mittelfristig auch im Saarland und in Lothringen die bodenständige Roheisen¬
produktion eingestellt und ersetzt werden könnte durch Importe, die an anderen
Standorten der Welt unter günstigeren Bedingungen aus Fe-reichen Erzen
erschmolzen werden, und die Saarhütten sich auf die Herstellung von Qualitäts¬
und Edelstählen und auf Walzwerkserzeugnisse konzentrieren.
189 Freundliche Mitteilung von Herrn Dr. Wolfgang Müller, Archiv der Universität des
Saarlandes, anhand von Vorlesungsverzeichnissen und Mitteilungsblättern der Universität.
Das Schicksal der Altregistraturen beider Institute ist noch ungeklärt.
190 Bericht über ein Treffen französischer und saarländischer Fachleute Ende 1969. Stahlfor¬
schung über die Grenze hinweg. Ingenieure des Forschungsinstituts der französischen Stahl¬
industrie tagten in Völkingen, in: Der Hüttenmann bei Röchling 24 (1970) 1-3, S. 4-5.
191 Saarbrücker Zeitung, 17.7.1970. Auch in Zukunft Roheisen- und Rohstahlgewinnung an
der Saar, in: Der Hüttenmann bei Röchling 24 (1970) 7-9, S. 6.
147