durch die Rote Armee in vielen deutschen Hütten angewendet was den Röch-
ling'schen Eisen- und Stahlwerken Lizenzgebühren eintrug.47
6. Vanadingewinnung (vgl. dazu Abschnitt Elektrostahl)
Am Ende des Zweiten Weltkriegs wiesen die fünf Saarhütten einen unterschied¬
lichen Zerstörungsgrad auf Während die Röchling'schen Eisen- und Stahlwer¬
ke in Völklingen relativ wenige Schäden erlitten hatten, waren die Neunkircher
Hütte durch Luftangriffe und die Dillinger Hütte durch Erdkämpfe jeweils zu
etwa 65% zerstört. Das Wiederanläufen der Produktion war nicht nur vom
Zerstörungsgrad abhängig, sondern auch von den Besitzverhältnissen. Die
beiden rein deutschen Werke Völklingen und Neunkirchen wurden wenige
Monate nach Kriegsende unter Sequester gestellt, in Neunkirchen von der
französischen Militärregierung bewusst das Wiederanblasen der Hochöfen
hinausgeschoben.48 Als in den frühen Nachkriegsjahren, nachdem die Produk¬
tion wieder angelaufen war, in den Werken mit französischem und luxem¬
burgischem Kapital Modernisierungen möglich wurden, betrafen diese mehr die
Anlagen der Weiterverarbeitung, sprich Walzwerke, als die Roheisen- und
Stahlerzeugungsphasen. Die alten, meist noch aus der Zeit vor dem Ersten
Weltkrieg stammenden, wenn auch modernisierten Öfen wurden wieder herge¬
richtet, mitunter auch ihre Kapazität erweitert. Ihre Zahl belief sich noch auf 28,49
die aber nicht alle in Betrieb waren, an einigen wurden Erneuerungsarbeiten
nach Beendigung einer Ofenreise ausgeführt, andere in Reserve gehalten. Dem
Trend anderer Reviere, Großhochöfen zu errichten, folgten die Saarhütten erst in
den 1960er Jahren. Vorerst reichten die älteren kleinen Hochöfen für die Verhüt¬
tung der Minette aus. Der dabei entstehende hohe Schlackenanfall, die Abrieb¬
festigkeit der Erze und die geringe Qualität des Saarkokses hätten das Schmelzen
in größeren Hochofeneinheiten kompliziert.50
Zwei Faktoren führten dann doch zum Bau größerer Öfen, einmal das nach der
Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik verbesserte Investitions¬
klima, dann der rückläufige Anteil der Minette gegenüber überseeischen Erzen,
deutlich spürbar seit 1963. In Dillingen wurde 1972 die Minetteverhüttung
gänzlich eingestellt. Nun entstanden auch hierzulande nach und nach Gro߬
hochöfen. ARBED baute von 1960-1964 in Burbach vier neue Hochöfen mit
47 Seibold (Anm. 7), S. 255.
48 Wiederanblasen der Hochöfen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges: Dillingen
Oktober 1946. Vgl. Aloys Lehnert, Geschichte der Stadt Dillingen. Dillingen [1971], S. 463.
Burbach 1 Hochofen im Dezember 1946, zweiter im März 1947. Vgl. ARBED (Anm. 3),
S. 383. Völklingen Hochofen 4 als erster am 29. September 1949 nach Neuherrichtung.
Vgl. Du und dein Werk 1 (1952) 12. Neunkirchen: Erster Hochofen am 15. Juli 1950;
Rauguth (Anm. 5), S. 302.
49 Stand 1955: Burbach acht Öfen, Dillingen vier, Haiberg vier, Neunkirchen sechs, Völk¬
lingen sechs. Nathusius (Anm. 2), S. 99-107.
50 Frühauf (Anm. 5), S. 148.
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