Während im Saarrevier zur Herstellung einer Tonne Roheisen etwa drei Arbeiter
notwendig sind, sind es an der Ruhr etwa zwei Arbeiter."38
Die Burbacher Hütte modernisierte ihre beiden jüngsten 1906 und 1909 erbau¬
ten Hochöfen im Jahr 1937 (Höhe 25-26m, Gestelldurchmesser 5m) und brachte
sie auf eine Tagesleistung von 400t.39
Die Zeitspanne zwischen der Rückgliederung des Saarlandes und dem Beginn
des Zweiten Weltkriegs war zu kurz, als dass die Saarhütten größere Modernisie-
rungsprogramme hätten durchführen können, zumal die Bereitschaft, vor dem
Hintergrund eines möglichen deutsch-französischen Krieges in einem Grenzland
zu investieren, gering war und die gleichzeitig laufenden Versuche der Verhüt¬
tung deutscher Fe-armer Erze hohe Summen verschlangen. Die Verknappung
von Eisenerzen, unter der die gesamte deutsche Eisen- und Stahlindustrie litt,
wirkte sich auch auf die Saarhütten aus, die seit der Rückgliederung Minette
nicht mehr in dem gewohnten Maß beziehen konnten. Von den Unternehmern
bemühte sich Hermann Röchling am intensivsten, durch neue Verfahren den
Ausnutzungsgrad der innerhalb des deutschen Wirtschaftsraumes verfügbaren
Metallerze zu erhöhen und neben Eisen daraus auch andere für Stahllegierungen
notwendige Metalle zu gewinnen, um ganz im Sinne der damaligen Autarkie¬
politik die aus verschiedenen Gründen bestehenden Engpässe beim Export
ausländischer Rohstoffe zu verringern oder gar auszugleichen. Die Versuche
waren kostspielig und brachten kaum zukunftsträchtige Ergebnisse, veranschau¬
lichen aber das hierzulande vorhandene Innovationspotential und werden
deshalb ausführlicher behandelt als der tatsächlichen Verbesserung der Rohstoff¬
versorgung der Saarhütten entspricht. Im einzelnen sind zu nennen:
1. Verhüttung der Doggererze
Nach dem Verlust ihrer Minettegruben in Lothringen prüften die deutschen
Eisenhüttenleute u.a. die Verhüttungsmöglichkeiten des in Südbaden in der
Baar vorkommenden oolithischen Brauneisenerzes mit geringem Fe-Gehalt, aber
hohem Kieselsäure- und Schwefelgehalt. Die Verhüttung erschien nur machbar,
wenn der Einschmelzung des Erzes ein Aufbereitungsverfahren (= Röstung)
vorgeschaltet wurde, bei dem der Eisengehalt konzentriert und der Kieselsäu¬
regehalt vermindert wurde. In den 1920er Jahren hatte sich die Oberhausener
Gutehoffnungshütte damit befasst, sich dann aber 1932 unter den Auswirkun¬
gen der Weltwirtschaftskrise aus dem Bergwerks- und Aufbereitungsbetrieb
zurückgezogen. In der Erwartung, dass nach der zu erwartenden Rückkehr des
Saargebiets ins Deutsche Reich Schwierigkeiten mit dem Bezug der benötigten
Mengen von Minette auftreten würden, zeigte sich Hermann Röchling an den
38 Die Wirtschaft des Saarlandes. Eine Strukturuntersuchung des Reichskuratoriums für
Wirtschaftlichkeit [1937], S. 70, Fotokopie (LAS Bibi. Nr. 1077).
39 ARBED (Anm. 3), S. 106-108.
115