2. Phase: Verwaltung des Saargebietes durch eine internationale Regierungs¬
kommission:'''
Verlust des Eigentums der saarländischen Unternehmer in Lothringen, Über¬
eignung aller fiskalischen und privaten Steinkohlengruben des Saarreviers an
den französischen Staat, Mehrheit französischen Kapitals an den Werken in
Dillingen, Haiberg und Neunkirchen, vom Inkrafttreten des Versailler Vertrags
an fünfzehnjährige Mandatsverwaltung des Völkerbunds über das "Saargebiet",
französischer Franken nach stufenweiser Einführung seit E Juni 1923 alleiniges
gesetzliches Zahlungsmittel, Aufhebung der Zollunion mit Luxemburg, zollfreier
Warenaustausch mit Deutschland bis Januar 1925, dann Zollunion mit Frank¬
reich, Inflation, Weltwirtschaftskrise, hochprozentige Entscheidung für die
Eingliederung ins Deutsche Reich bei der Volksabstimmung vom 13. Januar
1935.
5. Phase: Zwischen der Rückgliederung und dem Ende des Zweiten
Weltkriegs:13 14
Rückgliederung in das Deutsche Reich am 1. März 1935, Einbeziehung in ein
Autarkie anstrebendes planwirtschaftlich organisiertes und geleitetes Wirtschafts¬
system, verminderter Erzbezug aus Frankreich, Reduzierung des französischen
Kapitalanteils an Haiberg und Dillingen, fast völlige Ausschaltung in Neunkir¬
chen, verminderte Investitionsbereitschaft wegen Gefährdung bei einem deutsch¬
französischen Krieg, nach Frankreichfeldzug Ausdehnung des Aktionsfeldes der
saarländischen Eisenhüttenleute auf das annektierte Moseldepartement und die
Hochofen- und Stahlwerke im Departement Meurthe-et-Moselle, Aktivitäten
13 Eine Aufarbeitung der Wirtschaftsgeschichte des Saargebiets 1920-1935 steht immer noch
aus. Zur Eisen- und Stahlindustrie vgl. Latz und Nathusius (Anm. 2); zur politischen
Situation vgl. Maria Zenner, Parteien und Politik im Saargebiet unter dem Völkerbunds¬
regime 1920-1935. Saarbrücken 1966; zur Volksabstimmung vgl. Alexander von Wegner,
Die "Saarländische Sphinx". Zur Interpretation der Saarabstimmung 1935, in: Jahrbuch für
westdeutsche Landesgeschichte 20 (1994), S. 273-318.
14 Auch die Wirtschaftsgeschichte der Zeit zwischen 1935 und 1945 harrt noch einer
zusammenfassenden Darstellung auf solider Quellengrundlage. Einiges bei Fritz Hellwig,
Die Saar zwischen Ost und West. Die wirtschaftliche Verflechtung des Saarindustriebezirks
mit seinen Nachbargebieten. Bonn 1954 und bei Inge Plettenberg, Über die Beziehungen
saarländischer Schwerindustrieller zum Nationalsozialismus, in: Zehn statt tausend Jahre.
Die Zeit des Nationalsozialismus an der Saar (1935-1945), Katalog zur Ausstellung des re¬
gionalgeschichtlichen Museums im Saarbrücker Schloß, hrsg. vom Stadtverband Saar¬
brücken. Saarbrücken 1988, S. 60-77. Die administrative Eingliederung behandelt ausführ¬
lich Dieter Muskalla, NS-Politik an der Saar unter Josef Bürckel. Gleichschaltung, Neu¬
ordnung, Verwaltung. Saarbrücken 1995. Aus französischer Sicht Jacques Maupas, La Sarre
et son Rattachement à l'Allemagne. Paris 1936.
109