mas-Verfahren dadurch unterscheiden, dass nicht Luft, sondern Sauerstoff in den
Konverter geblasen wird. Drei Verfahren spielen an der Saar eine Rolle.
Das erste ist wie das Thomas-Verfahren ein Bodenblas-Verfahren, bei dem Sauer¬
stoff durch Düsen im Konverterboden in die Eisenschmelze gepresst wird.
Mittels des OBM-Verfahrens (Oxygen-Bodenblas-Maxhütte) kann phosphorrei¬
ches Roheisen, z.B. aus Minette, verarbeitet werden. Da Thomas-Birnen leicht zu
OBM-Birnen umgebaut werden können, hat dieses Verfahren in einer Über¬
gangszeit eine große Bedeutung. Wie beim Thomas-Verfahren sind die Emissi¬
onen der OBM-Stahlwerke ganz erheblich. Im Rhythmus des Blasens der Birnen
werden trotz der Filtertöpfe auf Kaminen Stäube in beträchtlichem Umfang
freigesetzt.
Die weiteren neuen Verfahren sind Aufblasverfahren, bei denen von oben eine
Sauerstofflanze in das Roheisenbad gehalten wird. In der saarländischen Hütten¬
industrie werden das LD-Verfahren (Linz-Donawitz) zum Verblasen von
phosphorarmem Roheisen und das LDAC-Verfahren (Linz-Donawitz-ARBED-
Centre de Recherches Métallurgique) zum Verblasen von phosphorreichern
Roheisen eingesetzt.104
Mit allen drei Verfahren lassen sich deutlich bessere Stahlqualitäten als mit dem
Thomas-Verfahren erzeugen. Dieses ist insofern ein wichtiger Aspekt, als die
Erzeugung von Stählen hoher Qualität - abgesehen vom Röchlingschen Elek-
trostahl - in allen Stahlwerken in Siemens-Martin-Öfen erfolgt. Dieses Verfahren
ist ebenso veraltet wie das Thomas-Verfahren. 1980 wird in Völklingen der
letzte SM-Ofen an der Saar Stil Igelegt.105 Heute gibt es im gesamten westlichen
Europa keinen SM-Ofen mehr.
Mit der Einführung der neuen Blasstahl-Verfahren beginnt auch der Rückgang
des Einsatzes der Minette. Der niedrige Eisengehalt und daraus resultierend der
hohe Energieverbrauch zum Schmelzen der 70% Nichteisenbestandteile sind das
entscheidende Kriterium zum Umstieg auf eisenreichere Importerze. Dieser Um¬
stieg setzt außerordentlich umfangreiche und sehr kostspielige technische
Neueinrichtungen voraus. Er kann daher nicht ganz kurzfristig erfolgen.
In Dillingen und Völklingen beginnen 1963 erste Versuche zur Verhüttung
von Hämatiterz aus Brasilien bzw. von phosphorhaltigem Schwedenerz.106 1968
wird in Dillingen ein neues Stahlwerk in Betrieb genommen. In ihm werden zwei
104 Die Verfahren werden weiter entwickelt, z.B. zum LBE-Verfahren (Lance-Bubbling-
Equilibrium). Bei diesem wird zusätzlich zum Sauerstoff, der über die Lanze von oben
zugeführt wird, durch den Konverterboden "Rührgas" eingeblasen, um bestimmte metall¬
urgische Verbesserungen zu erzielen (Werner Schötschel, Grundlagen der Metallkunde -
Eisen und Stahl, w'ww.lpm.uni-sb.de/chemie/begleitmaterial/Metallkunde.pdf, 2002 b,
S. 26). Im Dillinger Stahlwerk wird das LBE-Verfahren seit 1981 eingesetzt (S. 17).
105 Saarstahl. Stationen der Entwicklung des Völklinger Eisen- und Stahlwerkes von den
Anfängen bis zur Gegenwart, "1980", www.saarstahl.com, Stand: 11.9.2002.
106 Jürgen Neisius. Die Entwicklung der saarländischen Eisen- und Stahlindustrie seit Beginn
der 1960er Jahre. Wissenschaftliche Arbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das
Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen, unveröffentlicht, 1997, S. 34, 43.
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