Späte Heldensage - angelagert an einen Helden mit ehrwürdig antikem Namen
- fand sich später in
(20) dem livre de Thezeus et l’aigle d’or.m
Mit den Lothringerepen, dem ,Pfauenepos4 des Jacques de Longuyon und den
miteinander verknüpften, auf Köln weisenden Chansons über ,Theséus de
Cologne1 und ,Valentin et Orson‘ beweist Michiel Chaversson ein intensives
lotharingisches Interesse.
Höfische Romane stellen dar:
(7-9) ,Tristan4 in drei handschriftlichen Bänden;131 132
(10) le livre de la Roze et de jobay\133
131 Es handelt sich um die späte Chanson de geste .Theséus de Cologne4, in der der am Ende
der histoire zum Kaisertum gelangende Held mit Hilfe eines von einem Goldschmied
nach seinen Plänen verfertigten aigle d’or („goldenen Adler“) seine gefangene Geliebte
Flore erobert und entführt. Es gibt eine in zwei Redaktionen vorliegende Versfassung der
2. Hälfte des 14. Jahrhunderts (2 Hss.) und eine Prosafassung des 15. Jahrhunderts, die
handschriftlich verloren ist, aber durch zwei Drucke von 1534 und ca. 1550 überliefert ist.
Die Chanson ,Valentin et Orson4 (Anm. 129) knüpft an ,Theséus‘ an. Die Versfassung
endete mit: Ouyavez conter ung gracieulx rommant [de Theséus]. Et de l'aigle d’or ...;
die Prosafassung will erzählen des adventures de Theseus et comment ilßst forger l’aigle
d’or. Michel Chaversson besaß also ein Exemplar dieses überaus seltenen Werkes. Vgl.
Bossuat, Robert: „Theséus de Cologne“, in: Le Moyen Age 65 (1959), S. 97-133; 293-
320; 539-577, besonders S. 123, 549, 540f„ 576ff„ 576; Rosenthal, Elizabeth E.:
Theseus de Cologne. A general study and partial édition, 4 Bde., London (Birkbeck
College) 1975.
132 Der .Tristan4 (in drei Bänden) steht in einem interessanten Konglomerat von //// livres, le
premier volume second et le thier vollume de tristan et T autre le liure de la Roze et de
jobay, escript à la main, une partie en parchemin et l’autre en papier, tous couverts de
pel rouges .... der wohl wegen seiner ähnlichen Einbände zusammen inventarisiert wurde.
Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht um die Fassungen des Thomas von
Britannien oder des Béroul, sondern um den beliebten und umfangreichen ,Tristan en
prose4 (Anfang 13. Jh.). Vgl. Rossi, L„ in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 8 (1996), Sp.
1020f. [Lit.]
133 J. Favier liest fälschlich < de la Reyne et de Jehan >; besser bereits Klipffel, der freilich
statt jobay < Fobay > liest und es als Variante von < Fauvel > deutet, wohl um den Text
mit dem .Roman de Fauvel4 des Gervais du Bus (um 1310/14) in Verbindung zu bringen.
Es handelt sich jedoch am ehesten um den berühmten .Roman de la Rose4 des Jean de
Meun, einen allegorischen Liebesroman von gewaltiger Verbreitung und Wirkung. Vgl.
Langlois, Emest: Les manuscrits du Roman de la Rose. Description et Classement', Ders.
(Hg.): Le Roman de la Rose par Guillaume de Lorris et Jean de Meun, Bd. 1, Paris
1914; Lecoy, Felix (Hg.): Roman de la Rose, 3 Bde., Lille/Paris 1965-70. Auch der
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