im Besitz des Saarbrücker Hofes, für ihre Übersetzung der französischen
Chanson de geste ,Loher und Maller* war wohl in Metz geschrieben worden.27
Im Raum zwischen Metz und Saarbrücken, vermutlich sogar direkt im Milieu
der Gräfin Elisabeth, entstand eine Versübersetzung und unmittelbar darauf
folgend eine Prosaauflösung des weitverbreiteten allegorischen Traumgedichtes
über den Kampf zwischen Tugenden und Lastern in der Seele des Menschen,
der .Pèlerinage de Vie Humaine*,28 des Zisterziensers Guillaume de Degulle-
ville. Die Vorlage stand der erhaltenen Metzer Handschrift der .Pilgerfahrt des
träumenden Mönchs* - wie das Werk im Deutschen lautet - ganz nahe.29
In der Metzer Druckgeschichte spielt ein Deutscher in den Anfängen eine
bedeutsame, bisher kaum verstandene Rolle. Ich rede dabei nicht von jener
ersten um 1482 von dem Karmelitermönch Johannes Colini und einem
Gerhardus de Novacivitate betriebenen Offizin, deren Drucktypen schon vorher
(wohl durch jenen Gerhard von Neustadt) in Köln und Trier gebraucht worden
waren und die zwei geistliche Werke -
belegt Philippe de Vigneulies in seiner Chronik (Anm. 65): 1412 Jeu et Revelation de
l'apocalypse sainct Jehan; 1420 Jeu de la vie et legende de sainct Yy des Frere Joffroy;
1425 Jeu de la legende et martire de sainct Victor; 1437 viertägig Le jeu de la vengeance
Nostre Seigneur Jhesucrist et destruction de Jherusalenr, 1438 Jeu de la vie et bonne
conversation du glorieulx amy de Dieu Sainct Erasme', 1468 Vie de Ste. Catherine de
Sienne vraye religieuse de l’ordre des Jaicopins', 1480 Jeu de St. Michel', 1488 Vie de St.
Laurent', 1491 Vie de Ste. Griselidis [die von Boccaccio und Petrarca literarisierte
Geschichte der unschuldig verfolgten und demütig ausharrenden Ehefrau Griseldis] und
ein Jeu 'Corriger le Magnificat1498 Jeu de St. Alexis, 1502 Jeu latin de Terentius;
1512 Histoire de la reine Hester; 1512 Un Miracle Notre Dame; Mystère de la Ste.
Hostie; 1513 Miracle de St. Nicolas; 1513 Mystère de la fausse langue; 1514 La patience
Job, 1520 Le sacrifice Abraham.
27 Vgl. Molk, Ulrich: „Lohier et Malart. Fragment eines verschollenen französischen
Heldenepos“, in: Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, phil.-hist.
Kl. 1988, Nr. 5, S. 135-164, Auch eine der Vorlage von Elisabeths ,Herpin‘-Roman
nahestehende Handschrift des ,Lion de Bourges* ist lothringischen Ursprungs (15, Jh.).
Vgl. Kibler, William W. / Picherit, Jean-Louis G. / Fenster, Thelma S. (Hgg.): Lion de
Bourges. Poème épique du XlVe siècle, Genève 1980, 2 Bde., hier Bd. 1, S. XHff.
28 Vgl. dazu Haubrichs, Wolfgang: ,„Die Pilgerfahrt des träumenden Mönchs*. Eine
poetische Übersetzung Elisabeths aus dem Französischen?“, in: Haubrichs/Herrmann
(wie Anm. 24).
29 Börner, Aloys (Hg.): Die Pilgerfahrt des träumenden Mönchs. Aus der Berleburger
Handschrift, Berlin 1915, S. XVII; Meijboom, Adrian (Hg.): Die Pilgerfahrt des
träumenden Mönchs, Bonn/Leipzig 1926, S. 5*ff.
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