Full text: Grenzkultur - Mischkultur?

Flurnamen besaßen deutsche Doppelnamen,15 wie das Urbar des Ordens für das 
Pays Messin vom Jahre 1404 deutlich ausweist. 
Es gab mannigfache Bindungen von Metz an seine östlichen Nachbarn, und es 
gab mannigfache Transferleistungen an den deutschen Kulturraum. Der Helden¬ 
name ,Lohengrin4 entstammt der auf Metz als Mittelpunkt bezogenen Lothrin¬ 
gergeste, dem französischen Heldenlied von Loherain Guerin, dem „Lothringer 
Gerin“, von Lohengrein.16 Und in dem im dritten Viertel des 13. Jhs. 
entstandenen deutschen Lohengrin-Roman spielen auch die Städte Metz und 
Saarbrücken an der großen West-Ost-Straße zum Rhein eine wichtige Rolle.17 
15 Heckmann (wie Anm. 13), S. 246ff. Z. B. finden sich neben Personen mit klar romanisch 
verschrifteten Namen auch solche mit deutscher Verschriftung, so daß der Eindruck einer 
sprachlich differenzierenden Aufzeichnung entsteht: Johann Karcher; ein Schaffstein im 
Vorort Mazelle; Schuhmacher Niclas von Bulchen (Boulay/Bolchen, Dép. Moselle); 
Bretse, der Deutschmann; Hainritt, der Dutschman, von Magney; Heinrich Friederich. 
Daneben gibt es Personen, die mindestens deutsche Übernamen tragen: Colin, den man 
nennet Siebenpening; Werne d’Airs, welchen man nennet Vierbresse. Bei den Metzer 
Straßennamen kommen Entlehnungen vor, die manchmal den Eindruck machen, als ob sie 
ältere romanische Sprachstände konservieren: Wede Bugleiff(en), d. i. Wad-Billy; Buwe, d. 
i. la Baue; porte Serpenotze, d. i. die Porte Serpenoise, porta Scarponensis, andere zeigen 
deutsche Weiterentwicklung: ahn Reinporte, d. i. Rinport mit Diphthongierung. 
Semantisch durchsichtige Namen wurden übersetzt, Namen bedeutender Straßen machen 
dabei den Eindruck älterer Übernahme: Franckengaß, d. L Franconrue, Francorum vicus; 
ferner in der Deutschen gassen, d. i. Rue des Allemands. Bei den Flurnamen gibt es 
ebenfalls Entlehnungen: Nider(n) Burtellen; aber auch eine eindeutig deutsche 
Benennung: Kurtz Furen zu westmitteldeutsch fiire < mhd. furch(e) „Ackerfurchen, 
Gewannstreifen“. Vgl. Dittmaier, Heinrich: Rheinische Flurnamen, Bonn 1963, S. 80f. 
Sicherlich aus dem germanophonen Sprachbereich war der Faßmacher Hannes, dit 
Marcien gekommen, der 1409 im Auftrag des Suffraganbischofs Martin d’Amance 
dessen Weinkeller inventarisierte. Vgl. Tribout de Morembert, Henri: „Le testament et la 
bibliothèque de Martin d’Amance évêque suffragant de Metz (1409)“, in: Annuaire de la 
Société d'Histoire et d’Archéologie de la Lorraine 81/82 (1967/68), S, 65-81, hier S. 67. 
Auch die Metzer Bannrollen des 13. Jahrhunderts weisen manche deutsche Namen auf, 
die auf eine kräftige ältere Einwanderung aus den umliegenden germanophonen Gebieten 
zurückweist. Vgl. Wichmann, Karl (Hg.): Die Metzer Bannrollen des 13. Jahrhunderts, 4 
Teile, Metz 1908 - 1916; Perrin, Edmond: „Le droit de bourgeoisie et l’immigration rurale 
à Metz au XHIe siècle“, in: Annuaire de la société d’Histoire et d’Archéologie de la 
Lorraine 30 (1921), S. 513-639; 33 (1924), S. 148-152 [mit Karte]; Lévy (wie Anm. 3), 
I, S. 163ff. 201 ff. 
Vallerie, Josephine E. (Hg.): Garin le Loheren, s. 1. 1947; Walter, Philippe: „Lothringer¬ 
epen“, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5 (1991), Sp. 2137f. Dazu vgl. Lot, Ferdinand: 
„Le mythe des enfants cygnes“, in: Romania 21 (1892), S. 62-67; Lecouteux, Claude: 
Mélusine et le chevalier au cygne, Paris 1892, S. 124; Walter, Philippe: ,„Hervis de 
Metz*: le griffon et la fée“, in: Vox Romanica 95 (1986), S. 157-167. 
17 Cramer, Thomas (Hg.): Lohengrin. Edition und Untersuchungen, München 1971, S. 
54
	        
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