agierte, aber erfolglos blieb217. Noch ein weiterer Beleg über einen Waffengang ist be¬
kannt: Am 4. Dezember 1438 beurkundete Niclas von Zedingen gen. Swartgmeiger, daß er als
Mann, Diener und Helfer Elisabeths und ihrer Söhne gegen Graf Heinrich von Zweibrü-
cken-Bitsch und Peter von St. Wendel gen. Spicgkop bezahlt wurde und auch in künftigen
Kriegen ihnen dienen will. Auch die Übergriffe des Wigerich von Stauffenberg, des Bas¬
tards von Vergy218 und des Philibert von Chästelet219 wurden von Elisabeth als crieg angese¬
hen, ebenso mit Johann von Geroldstein und seinem Stiefsohn Johann von Homburg220.
4.2. Verhältnis zum Bürgertum
Burchert schießt über das Ziel hinaus mit seiner Aussage, Elisabeth habe das französische
System einer unterstützenden Allianz zwischen ökonomischer und politischer Macht, zwi¬
schen Bürgertum und Hof, unter Ausschaltung des niederen Adels importiert221; denn ihre
wichtigsten Ratgeber Johann Fust von Diebach, die Brüder Rittenhofen, Albrecht, Lam¬
brecht und Michel von Castel, Simon Mauchenheimer, die beiden Kolbe von Gei¬
spitzheim gehörten dem niederen Adel an,222 die meisten von ihnen hatten schon im
Dienst ihres Gatten gestanden. Es ist auch zu fragen, woher Elisabeth Grundsätze einer
„moderneren“ Verwaltungsorganisation gekannt haben sollte. In den elterlichen Territo¬
rien Vaudemont und Joinville, die sie im Alter von höchstens 18 Jahren, wahrscheinlich
aber jünger verlassen hatte, ist beim jetzigen Forschungsstand die von Burchert formulier¬
te „Allianz“ nicht nachgewiesen. Einen Erwerb solcher Kenntnisse als Ehefrau und junge
217 Das bewaffnete Vorgehen Erhards von Gymnich ist nur bekannt aus einer Urkunde des Heinrich von
Dune gen. Nachthube vom 30.07.1435, kraft deren er in den Dienst Elisabeths und ihrer Söhne trat und zu
helfen versprach sunderlich %u criege und vigentschaff.. .mit hem Erhard von Gymmenich, herm %u Berperg, und Jo¬
hann von Bolchen, herm %u Zolvem (LA SB Best. N-Sbr. II Nr. 1841.)
218 Der Konflikt wird schon in der Varsberg-Korrespondenz (Nr. 39, 82-84) u. einem Schreiben an Elisa¬
beth, Herzogin von Bar-Lothringen, vom 21.12.1433 (LA SB Best. N. Sbr.II Nr. 2325 S. 35 f.) erwähnt.
Am 20.02.1437 schreibt Elisabeth an René: So krieget uns der bastart von Vergey mdergot und recht. So sint Phi¬
libert von Chastellet, Warisey von Stauffenberg und andern unsem vigende aen not %u mutwillen (HHStA Wiesbaden
Abt. 130 1 II D 2 Nr. 4 fol. 22). Der Anlaß zu diesem mehrjährigen feindlichen Verhältnis ist nicht be¬
kannt. Der Bastard von Vergy entstammte wohl dem Hause Vergy (Dép. Côte d‘Or), dessen Hauptlinie
in burgundischen Diensten stand. Er erscheint 1444 als Führer eines Armagnakenhaufens (Philippe de
Vigneulles (wie Anm. 117), S. 284. Stauffenberg stammte nicht aus Lothringen (vgl. Varsberg-
Korrespondenz Nr. 84), vermutlich aus einem oberrheinischen Geschlecht (vielleicht Stauffenberg bei
Offenburg). Am 27.03.1424 übertrug ein Friedrich Bock von Stauffenberg seine Forderung gegen Her¬
zog Karl von Lothringen auf seinen Vetter Friedrich Wydergrin von Stauffenberg (Paris, BN, Collection
de Lorraine, Bd. 93, fol. 113). Er könnte identisch sein mit dem in Elisabeths Schreiben genannten ¡Ver¬
sieh/ Wirsich.
219 Anlaß zu den Spannungen mit Philibert von Chastellet war vermutlich dessen Zug vor Chambley, Dép.
M-et-M, Ct. Briey, an dem Nassau-Saarbrücken einen Anteil als lothringisches Lehen besaß.
220 Im August 1439 hatte Elisabeth geklagt über den Angriff auf ihr Gut ohne vorherige Absage (LA SB
Best. II Nr. 4297 fol. 99 verso). Bei der Rachtung vom 01.09.1441 wird von vorangegangenem krieg und
viendtschaft gesprochen (wie Anm. 211).
221 Burchert (wie Anm. 19), S. 36 u. 52.
222 Zu ihren Amtleuten, Räten etc. vgl. Exkurs.
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