der Reichsromania von den bandes ou parties de guerre^ de France nicht geschont. Im Sommer
1427 beklagte sich der nassauische Amtmann Johann Fust von Diebach bei dem Prévôt des
Königs in Vitry und bei Etienne de Rigney, Statthalter (Lieutenant) in Vitry für Theobald
Bastard von Neufchätel, daß Henri de la Tour, früher Bellis von Vitry, mit Unterstützung
von Leuten aus Vitry dem Grafen Philipp Schaden zugefügt habe161, obwohl der Graf sich
immer dem König gegenüber gehorsam gezeigt habe. Zur gleichen Zeit richtete Fust von
Diebach eine Beschwerde an die Bürger von Ste. Menehould, daß sie Henri de la Tour
unterstützt hätten, als er dem Arnoul de Sampigny, der homme et allie^ des Grafen Philipp
sei, in Neufville-en-Verdunois Leute und Vieh genommen und nach Ste. Menehould ge¬
führt hätten162.
Elisabeth bzw. ihr Amtmann in Commercy konnten im Dezember 1429 einen Ausgleich
in Philipps guerre et débat mit Henri de la Tour erreichen. Die Einbeziehung von dessen
Ehefrau deutet daraufhin, daß die Gründe weniger in den politischen Gruppierungen,
sondern eher im persönlichen Bereich lagen163. Doch damit kehrte keine Ruhe ein. Die
Beeinträchtigung der nassau-saarbrückischen Besitzungen setzte sich während der Re¬
gentschaft Elisabeths fort164. Sie selbst schätzte die Lage für so gefährlich ein, daß sie die
von ihrem Bruder im Mai 1432 vorgeschlagene Reise nach Morley nicht wagte165. Im No¬
vember desselben Jahres beklagte sie sich bei dem Gouverneur der Grafschaft Ligny, de¬
ren Inhaber Johann II. von Luxemburg-Ligny zur burgundischen Partei gehörte166, wegen
eines Überfalls auf ihre Leute bei einem Transport von Commercy nach Morley, zwei
Monate später, im Januar 1433 sandte der nassauischen Amtmann in Commercy eine Be¬
schwerde wiederum an den Gouverneur von Ligny wegen Übergriffe auf die nassauischen
Leute in Lérouville167. Bei diesem Fall liegt die Vermutung nahe, daß der Gouverneur von
Ligny, der in Auseinandersetzungen mit Robert von Saarbrücken-Commercy verwickelt
war, nicht zu unterscheiden wußte, welche Güter und Leute im Umkreis von Commercy
den Grafen von Nassau-Saarbrücken und welche Robert gehörten.
161 LA SB Best. N-Sbr.II Nr. 2361, Schreiben vom 31.07 u. 29.08.1427.
162 Ebd. Schreiben vom 29.07.1427. Die Bürger von Ste. Menehould antworteten, die Sache gehe sie nichts
an.
163 In der Urk. vom 07.12.1429 (LA SB Best. N-Sbr.II Nr. 1470) wird die Zerstörung einer Mühle mit dem
zugehörigen Weiher bei Naurqy erwähnt. Es gibt zwischen Mosel und Maas mehrere gleichnamige Orte,
nassau-saarbrückischer Besitz ist in Norroy-le-Veneur (Dép. Moselle, Arr. Metz-Campagne) nachgewie¬
sen.
164 Auflistung der Schäden, die die Leute von Vignot in der Herrschaft Commercy zwischen dem
12.05.1430 und dem 11.05.1431 erlitten (ebd. Nr. 3112 Rotel 11).
165 Varsberg-Korrespondenz Nr. 39.
166 J oignon, Camille-Paul: En plein coeur du Barrois. Le Comté et la Fille de Ugny-en-Barrois, Bar-le-Duc 1951, Bd.
1, S. 88, Thomas in diesem Band S. 176, 178f.
167 LA SB Best. N-Sbr.II Nr. 5859 fol. 1 u. 3.
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