Full text: Zwischen Deutschland und Frankreich

hen zu ändern, wobei sie sich und ihren Nachkommen vorbehielt, das Rentenlehen durch 
eine einmalige Zahlung abzulösen, für die der Lehensträger dann eine Jahrgülte auf Ei¬ 
gengut anweisen mußte145. 
3.3.3. Neutralitätswahrung 
Die Verquickung von drei Konfliktsträngen - dem englisch-französischen Thronstreit, 
dem lothringischen Erbfolgekrieg und der burgundischen Expansion - ließ in einem brei¬ 
ten Grenzstreifen zwischen Imperium und Regnum in den 1420er, den 1430er und der 
ersten Hälfte der 1440er fahre ein politisches Klima hoher Instabilität entstehen146, be¬ 
lastet durch häufigen Wechsel einander feindlich gesinnter Garnisonen und Raubzüge des 
Landadels auf eigene Faust, der sich kurzfristig, nach jeweils aktuellen Erfolgsaussichten 
verbündete oder bekriegte, wobei Robert von Saarbrücken-Commercy, Mitherr in einem 
Teil der nassauischen Besitzungen im Maasland, sich durch Rauflust, Streitsucht und bis 
zum Wortbruch gesteigerte Unzuverlässigkeit hervortat. Nach Ansicht von Zeitgenossen 
hatte er durch seine vorzeitige Flucht zu Renés Niederlage bei Bulgnéville am 4. Juli 1431 
beigetragen147 und war dadurch mitschuldig geworden am Tod zahlreicher lothringischer 
Adliger. 
3.3.3.1. Im lothringischen Erbfolgestreit 
Elisabeths Onkel Herzog Karl von Lothringen hatte 1420 seine älteste Tochter Isabella 
mit René von Anjou, der in weiblicher Linie das Herzogtum Bar und die Markgrafschaft 
Pont-ä-Mousson geerbt hatte, vermählt. Mit Zustimmung der lothringischen Stände hatte 
Karl in seinem Testament vom 13. Januar 1425 die weibliche Erbfolge im Herzogtum 
Lothringen zum Nachteil der jüngeren Linie Vaudémont festgeschrieben. Bald nach dem 
Tode Karls (f25. Januar 1431) beanspruchte Anton von Vaudémont, Elisabeths Bruder, 
als einziger männlicher Nachkomme der lothringischen Herzoge seinerseits die Nachfol¬ 
ge. Der sich daraus entwickelnde, zehn Jahre dauernde Erbfolgestreit, in dem militärische 
Aktionen mit kürzerer oder längerer Waffenruhe wechselten, war verquickt mit den Par¬ 
teiungen im französischen Thronstreit. René von Anjou war der Schwager König Karls 
VII. von Frankreich. Anton von Vaudémont wurde lange Zeit gestützt und benutzt von 
Herzog Philipp dem Guten von Burgund, der einerseits die englischen Ambitionen auf 
die französische Krone unterstützte, andererseits eigene politisch-territoriale Interessen 
gerade im Grenzstreifen zwischen Imperium und Regnum massiv verfolgte. 
Im lothringischen Erbfolgestreit zwischen René von Anjou, der als Herzog von Bar un¬ 
bestritten ihr Lehnsherr für Morley und ihre Anteile an Bouconville, Avant-Garde und Pi¬ 
errefort war, und ihrem Bruder Anton versuchte Elisabeth, ihrer Korrespondenz nach zu 
145 So 1433 mit Johann von Wolfstein und mit Johann von Kriechingen, 1436 mit Friedrich von Greiffen- 
clau von Voürads (LA SB Best. N-Sbr. II Nr. 2443 S. 130-136,139-141, 941-942). 
146 Siehe auch den Beitrag von Heinz Thomas in diesem Band. 
14-7 Philippe de Vigneulles (wie Anm. 119) S. 224, Dumont (wie Anm. 98) S. 220 f. 
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