Full text: Zwischen Deutschland und Frankreich

VORWORT 
Die 600. Wiederkehr des nicht genau bekannten Geburtsjahres der Elisabeth von Loth¬ 
ringen-Vaudemont, Gräfin von Nassau-Saarbrücken, das in den letzten Jahren des 14. 
Jahrhunderts liegen muß, gab Anlaß, eine Zwischenbilanz des Forschungsstandes über 
diese Persönlichkeit zu ziehen, die durch die Übertragung französischer Chansons de 
Geste in spätmittelhochdeutsche Prosa aus dem Rahmen der übrigen Regenten und 
Regentinnen der Grafschaft bzw. des Fürstentums Nassau-Saarbrücken heraustrat und 
sich einen Platz in der Geschichte der deutsch-französischen Kulturbeziehungen erwarb. 
Das Kolloquium, das die beiden Unterzeichneten gemeinsam mit ihrem Kollegen Profes¬ 
sor Dr. Gerhard Sauder organisierten, sollte von Anfang an interdisziplinär ausgerichtet 
sein. Neben Germanisten und Historikern sollten auch Romanisten und Kunsthistoriker 
zu Wort kommen, letztere sowohl wegen des Elisabeth-Grabmals in der Stiftskirche St. 
Arnual als eines der bedeutendsten Werke „saarländischer Sepulkralskulptur“ als auch 
wegen der reichen Ausstattung einiger Handschriften ihrer Werke mit vielfarbigen 
Miniaturen. So konnte in Trägerschaft der Universität des Saarlandes und der 
Kommission für Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung e.V. mit finanzieller 
Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Regierung des Saarlandes, 
die in Elisabeth von Lothringen eine frühe Protagonistin der von ihr propagierten 
grenzüberschreitenden Kulturpolitik sieht, teils in der Stiftskirche, teils in dem unmittelbar 
benachbarten Albert-Schweitzer-Haus vom 8. bis 11. Oktober 1997 ein Kolloquium 
stattfinden. Es wurde begleitet von einer von der Saarländischen Universitäts- und 
Landesbibliothek aufgebauten Ausstellung, die zunächst vom 9. bis 22. Oktober 1997 in 
der Stiftskirche, dann vom 27. Oktober bis 21. November 1997 in der Universitäts¬ 
bibliothek gezeigt wurde. Ein Teil der Exponate dient als Vorlage für Abbildungen in 
diesem Band. Bis Mitte November 1997 schlossen sich weitere Vorträge zur Elisabeth- 
Thematik in der Stiftskirche und auf dem Campus an. Einer wurde in diesen Band 
aufgenommen. Leider konnten für all diese Veranstaltungen keine französischen 
Kolleginnen und Kollegen zur Mitarbeit gewonnen werden. Dies dürfte vornehmlich 
daran liegen, daß derzeit die Chanson-de-Geste-Dichtung die französische Forschung 
weit weniger interessiert als die Anfänge des Prosaromans die deutsche. 
Der vorliegende Band enthält neben den mehr oder weniger stark erweiterten Referaten 
des Kolloquiums einige zusätzliche Aufsätze. Den größten Zuwachs stellt die Edition der 
sogenannten Varsberg-Korrespondenz dar durch einen ehemals an der Universität Mainz 
gegründeten historisch-germanistischen Arbeitskreis unter Leitung von Albrecht Greule 
und Karl-Heinz Spieß. Er hatte sich die gemeinsame Erforschung frühneuhochdeutscher 
Prosatexte aus dem 15. und 16. Jahrhundert zum Ziel gesetzt und zur exemplarischen 
Aufarbeitung aus dem überlieferten Verwaltungsschriftgut der Gräfin Elisabeth von Nas¬ 
sau-Saarbrücken die Korrespondenz um die Besetzung und Rückgabe der Burg Varsberg 
am südwestlichen Rande des Warndts ausgewählt. Die Herausgeber dieses Bandes freuen 
sich, daß die beiden ehemaligen Mainzer Kollegen das Angebot zur Edition dieser Texte 
mit sprachwissenschaftlichem und historischem Kommentar in diesem Band angenom¬ 
men und ein umfangreiches Manuskript beigesteuert haben. 
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