Mensch“ < mfrz. coquärd (Nr. 21), das einen ähnlichen Verbreitungsraum wie pawei auf¬
weist52.
Von hohem Interesse ist, daß die im Rheinland fast nur noch im Kompositum Ketteblumm
belegte kette „Löwenzahn“ (Nr. 20) für den Saar-Mosel-Raum durch Flurnamen nachge¬
wiesen werden kann53.
Die Erbwörter des Westens zeigen durchweg eine starke Nord-Süd-Ausdehnung, so etwa
gritec „habgierig, geizig“ (Nr. 24),grommen „nörgeln, schimpfen“ (Nr. 25), der sprincke „Heu¬
schrecke“ (Nr. 29)54 und die nur als Fachwörter überlebenden Reliktwörter lick-holt^
„Glättholz des Schusters“, liken „glätten“ (Nr. 29).
Noch wichtiger für die wortgeographische Einordnung von PTM sind ‘Grenzwörter’,
Wörter, die relikthaft oder als ,Grenzentlehnungen4 auf die unmittelbare deutsch¬
französische Sprachgrenzregion beschränkt sind oder waren. Auch hier können von den
mindestens 13 auffindbaren Exemplaren in PTM nur einige ausführlicher behandelt wer¬
den:
(31) gecksen, geckt^en (v. 7870, 7872, 7824) „Schreien der Elster“ (d läßt 2x aus, 1 xgecken);
vgl. lux. jeksen, jäi^en „schreien, schelten“. Vgl. md. nd. gdcksen, käxen (vom Huhn)
und frühnhd. ge^en „schreien der Elster“.
(32) gefiel m. < *get%-sal (v. 2338) „Ergötzung, Freude“ (d ebenso); auch bei Elisabeth
(geyal, gefiel Sibylle 120, 19; 137, 31; Huge Scheppel 3ra, 43; 29r, 37£). Vielleicht sind
die Flurnamen a. 1728 Or. Get^elberg Get^elbom in Oberbexbach (Saarpfalzkreis)
hierher zu stellen.
(33) gylerynne f. (v. 7614: eschamisseresse) „Spötterin, Nachäfferin“ (d gylerynnef vgl. mhd.
rhein. gilen st.v. „übermütig sein, spotten“, lux. geilen „spötteln, nachäffen“, rhein. gei¬
len, geiler „Spötter“, geilersch „Spötterin“, geilerei „Spötterei, Grimassenschneiden“
(Westeifel, Trier, westl. Saarland, untere Saar), also westmoselfrk. und teilweise
west-rheinfrk.; bei Elisabeth geylen „verspotten“ , Sibylle 132, 29; Huge Scheppel
50% 38f.
(34) ge-mst f. st./sw. (v. 181, 2141, 5832, 7868, 10318, 11264: pais, angles, refui) „Ort,
Wohnung, Land“ (d ersetzt durch lant, mnunge, ende, gewoelbe, nur im Sinne von refu¬
gium bleibtgeuyßthe); vgl. ndl. gbe-mste „Ort, Gegend“.
(35) bare2 m. (v. 6897) „Hühnerhabicht“ (d bare, h arre); vgl. rhein. bar, hoer „Raubvo¬
gel4‘(Westeifel, Westhunsrück, untere Saar, Trier, nordwestl. Saarland), lux. büer,
lothr. har, hör, büer, her, eis. här „Hühnerhabicht“.
02 Für gockert mit <g> vgl. analog rhein. Gulli „Abflußrinne neben der Straße“ < afrz. coulis „cours d’eau“.
53 Vgl. zu alten Streuvorkommen von Kettenblumm bis südlich nach Saarbrücken die Karte IV, 13 im Rhein.
Wobu IV, Sp. 443f. Auch die Vielfalt der rheinischen Komposita Ketten-blume, -busch, -kick, -kraut, -plock, -
pusch, -schupp, -Strauch, -poll deutet auf die ältere Existenz eines Simplex. Vgl. ferner Marzell, Heinrich /
Paul, Heinz: Wörterbuch der deutschen Pßan^ennamen, Bd. IV, Stuttgart 1979, Sp. 641 ff.
54 Vgl. Ising (wie Anm. 43), S. 31.
562