Full text: Zwischen Deutschland und Frankreich

Kühn18 hat die Sommeraufenthalte Elisabeths auf Burg Bucherbach im Köllertal kritisch 
hinterfragt. Bernhard Burchert19 hat die von Ruppersberg überlieferten Fakten der Re¬ 
gentschaft Elisabeths und ihres Sohnes Graf Johanns III. von Nassau-Saarbrücken vom 
Blickpunkt der Zivilisationstheorie des Norbert Elias her bewertet und sah Anzeichen für 
einen politischen und sozialen Wandel gegenüber der Regierungszeit ihres Gatten bzw. 
Vaters, Graf Philipps I. 
Die starke Beachtung, die Elisabeth in den letzten Jahren von literaturwissenschaftlicher 
Seite findet, verlangt von den Historikern, sich eingehender als bisher mit ihrem Leben, 
vornehmlich ihrer Regentschaft, zu befassen. Dieser Versuch soll auf verbreiterter archi- 
valischer Grundlage in kritischer Auseinandersetzung mit früheren Veröffentlichungen 
und unter stärkerer Berücksichtigung der nassau-saarbrückischen Besitzungen in der 
Reichsromania unternommen und damit ein nuancenreicheres Bild dieser bedeutenden 
Frau gezeichnet werden. 
1. Herkunft, Vermählung 
Elisabeths Eltern waren Friedrich (Ferryj von Lothringen, Graf von Vaudemont, Herr zu 
Rumigny, Boves und Aubenton, und Margarethe von Joinville20. Friedrich hatte 1391 von 
seinem Bruder Herzog Karl von Lothringen einige Besitzungen in der Picardie erhalten. 
Er führte nicht den Herzogstitel, der ihm in der deutschsprachigen Literatur mitunter bei¬ 
gelegt wird21. Die Grafschaft Vaudemont, die Herrschaft Joinville und einige Burgen 
brachte ihm seine Gattin Margarethe zu. Erst durch diese Heirat erwarb er in der Land¬ 
schaft Lothringen Besitz. Margarethe, die älteste Tochter Heinrichs von Joinville, Erb¬ 
marschall der Champagne, und der Marie von Luxemburg, war sechzehn Jahre älter als er 
und Witwe aus zwei vorausgegangenen Ehen mit Johann von Burgund, Herrn von Mon- 
taigu (JT373), und mit Graf Peter von Genf (fl392). 
18 Kühn, Hans-Joachim: Zur Geschichte der Burg Bucherbach im Mittelalter. Bemerkungen gu Forschungsstand und 
Quellenlage, Püttlingen [1986], S. 5-7. 
19 Burchert, Bernhard: Die Anfänge des Prosaromans in Deutschland. Die Prosaerfihlungen Elisabeths von Nassau- 
Saarbrücken, Frankfurt a.M./ Bern/ New York 1987. 
20 Zu ihrer Familie vgl. Poull, Georges: La Maison ducale de Lorraine devenue la Maison impériale et royale d'Autri¬ 
che, de Hongrie et de Bohème, Nancy 1991, S. 179-181 und François, Michel: „Histoire des Comtes et du 
Comté de Vaudémont“, in: MS AL 71 (1934) S. 209-225, hier S. 213, Stammtafeln yur Geschichte der europäi¬ 
schen Staaten, NF, hg. von Detlev Schwennicke, Bd. VII, Marburg 1979, Tafel 6. 
21 So Bartsch (wie Anm. 8) und Eiwert, W. Theodor: „Elisabeth, Gräfin von Nassau-Saarbrücken“, in: 
NDB, Bd. 4, 1959, S. 445f. Auch V. Mertens, „Elisabeth von Nassau-Saarbrücken“, in: LexAiA, Bd.3, 
München-Zürich 1986, Sp. 1836 bezeichnet sie als „Tochter Herzog Friedrichs von Lothringen“. Der 
Herzoginnen-Titel wird Elisabeth schon in der Besitzzuschreibung ihres Gebetsbuches zugelegt, vgl. S. 
109: 
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