Nachdem in der „Allgemeinen Deutschen Biographie“ ein Artikel von Karl Bartsch er¬
schienen war8, brachte Albert Ruppersberg9 im letzten Jahr des 19. Jahrhunderts unter
Auswertung literarhistorischer Arbeiten10 Elisabeths Übersetzungstätigkeit in die lokal-
und regionalgeschichtliche Literatur ein. Vier Jahre später (1903) veröffentlichte Detta
von Zilcken einen umfangreichen Aufsatz in der Beilage der ,Münchener Allgemeinen
Zeitung*11, durch dessen Nachdruck in den ,Mitteilungen des Historischen Vereins für die
Saargegend*12 die saarländische Leserschaft über den Inhalt der Romane ,Loher und Mal¬
ler* und ,Hugschapler* unterrichtet wurde. Detta von Zilcken, zum Zeitpunkt des Nach¬
druckes ihres Aufsatzes schon verstorben, erwähnte, daß „einige Literarhistoriker, unter
ihnen Simrock, schließen wollen, daß die Gräfin von Saarbrücken auch die Verfasserin ei¬
nes dritten Volksbuches sei: „Der weiße Ritter oder die Geschichte vom Herzog Herpin
von Bourges und seinem Sohn Löw“, bezog aber selbst keine Stellung zur Autorschaft.
Albert Ruppersberg als Schriftleiter der ,Mitteilungen des Historischen Vereins für die
Saargegend* wies in einer Fußnote13 auf die Vermutung Urtels14 hin, daß „auch das Buch
von der Königin Sibille, welches mit dem ,Hugescheppel* in der Hamburger Handschrift
zusammengebunden ist, durch Elisabeth übersetzt worden sei.“
Von seiten der frankophonen lothringischen Historiker wurde ihrer als Übersetzerin
erstmals von Robert Parisot (1919) gedacht15. Ruppersbergs biographische und landesge¬
schichtliche Angaben wurden von Wolfgang Liepe16 übernommen und sind seitdem im¬
mer wieder, meist unkritisch verwendet, manchmal sogar phantasievoll ausgeschmückt
worden. Anläßlich der 500. Wiederkehr ihres Todesjahres referierte im Dezember 1956
der Kunsthistoriker Peter Volkelt den damaligen Forschungsstand17. Hans Joachim
Menzel, Karl: Geschichte von Nassau von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis %ur Gegenwart, Bd. 5, Wiesbaden
1879.
8 Bartsch, Karl: „Elisabeth, Gräfin von Nassau und Saarbrücken“ in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 6,
Leipzig 1877, S. 18 £
9 Ruppersberg, Albert: Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken, 1. Aufl. Saarbrücken 1899, Bd. 1, S.
207-210, 2. Auflage Saarbrücken 1908, S. 204-211, ND Saarbrücken 1979, im Folgenden wird nur die 2.
Auflage zitiert.
10 Wackernagel, Wilhelm: Geschichte der deutschen Literatur, 1.Auflage 1858, S. 357; Simrock, Karl: Loher und
Maller, Stuttgart 1868.
11 Nr. 128 u. 129.
12 Zilcken, Detta: „Gräfin Elisabeth von Saarbrücken, die erste deutsche Romanschriftstellerin. Literarhis¬
torische Studie“, in: Mitt. Hist. Her. Saargegend 9 (1909) S. 15-36.
13 Fußnote auf S. 25 in dem in Anm. 12 genannten Aufsatz.
14 Urtel, Hermann: Der Huge Scheppel der Gräfin Elisabeth von Nassau-Saarbrücken nach der Handschrift der Ham¬
burger Stadtbibliothek, Hamburg 1905 (Veröff. aus d. Hamburger Stadtbibliothek 19) S. 3.
15 Parisot, Robert: Histoire de Lorraine, Paris 1919, Bd. I, S.194.
16 Liepe, Wolfgang: Elisabeth von Nassau-Saarbrücken. Entstehung und Anfänge des Prosaromans in Deutschland,
Halle a.d. Saale 1920.
1 Volkelt, Peter: „Elisabeth von Lothringen, Gräfin zu Nassau und zu Saarbrücken in Geschichte, Litera¬
tur und Bildender Kunst“, in: Ztschr. Gesch. Saargegend 6/7 (1956/57) S. 37-54 mit Hinweisen auf weitere
Erwähnungen Elisabeths in der lokalgeschichtlichen Literatur.
50