Fast gleichermaßen hat sich Albert Ruppersberg geäußert, der meint, daß Elisabeth im
Krieg zwischen René von Anjou und Anton von Vaudémont für letzteren Partei ergriffen
habe, „wie es scheint, gereizt durch Vorenthaltung einiger lothringischen Lehen.“119 Nach
der Schlacht von Bulgnéville sei Anton durch Johann von Kerpen dessen Schloß Vars¬
berg geöffnet worden. Johann unternahm nun „von dort aus Raub- und Plünderungszüge
in das Gebiet des Bistums Metz und in das Herzogtum Bar; hierüber ergrimmt, zog der
Bischof von Metz, Konrad Bayer von Boppard, heran und zwang im April 1433 die bei¬
den Schlösser Grafen-Warsberg und Klein-Warsberg zur Übergabe, worauf sie an Loth¬
ringen ausgeliefert und zerstört wurden. Gräfin Elisabeth, die Mitbesitzerin von Gro߬
oder Grafen-Warsberg und Lehnsherrin von Klein-Warsberg, ließ ihren dortigen Amt¬
mann wegen der Auslieferung des Schlosses gefangen setzen, verlangte aber vergebens
Rückgabe der Burg und Entschädigung.“120
Auch Peter Volkelt betrachtet die Rolle Elisabeths in einem ähnlichen Licht. Mit Aus¬
nahme des Varsberg-Konfliktes schätzt er ihre Regierungszeit als überwiegend erfolgreich
ein. Im Zusammenhang mit dem lothringischen Erbfolgekrieg sieht er sie ebenfalls auf
Seiten Antons. „Obwohl Elisabeth militärisch nicht eingriff, ging dieses Unternehmen für
sie insofern ungünstig aus, als sie die beiden Burgen Groß- und Kleinwarsberg bei
Kreutzwald, die sie ihrem Bruder als Ausgangspunkte zur Verfügung gestellt hatte, ein¬
büßte. Freilich war dieser Verlust noch zu verschmerzen. Der reichhaltige Briefwechsel,
den Elisabeth mit ihrem Bruder über die ganze Angelegenheit führte, hat sich in den Ar¬
chiven erhalten."121
Eine ähnliche Auffassung vertrat auch Kurt Hoppstädter. Elisabeth habe „die Besitzun¬
gen und Erwerbungen ihres Gemahls im wesentlichen halten können mit Ausnahme der
beiden Burgen Warsberg, die durch das Ungeschick ihres Amtmannes Johann von Ker¬
pen verloren gingen.“122 Daran anknüpfend meint Hans-Walter Herrmann im selben
Band, daß Elisabeth innerhalb des lothringischen Erbfolgestreites für ihren Bruder Partei
ergriffen und dabei ihre Burg verloren habe. „Daß ein saarbrückisches Kontingent im
Heere Antons mitgekämpft habe, ist nicht überliefert; aber nach Antons Sieg führt der
Saarbrücker Vasall Johann von Kerpen von den Warsberger Burgen im Warndt aus Plün¬
derungszüge gegen bischöflich-metzische und herzoglich-barische Orte, gewiß mit Dul¬
dung der Gräfin Elisabeth. In einer Gegenaktion zerstört der Bischof von Metz im April
1433 die beiden Burgen, wodurch Nassau-Saarbrücken als Mitherr von Großwarsberg
und als Lehnsherr von Kleinwarsberg unmittelbar geschädigt wurde.“123
119 Ruppersberg (wie Anm. 12), S. 205.
120 Ebd. S. 206.
121 Volkelt, Peter: „Elisabeth von Lothringen, Gräfin zu Nassau und zu Saarbrücken in Geschichte, Literatur
und Bildender Kunst“, in: Ztschr. f d. Geschichte der Saargegend 6/ 7 (1956/57), S. 40.
122 Hoppstädter (wie Anm. 5), S. 307.
123 Herrmann, Hans-Walter: „Grundlinien der Saarländischen Geschichte“, in: Geschichtliche Landeskunde des
Saarlandes (wie Anm. 5), S. 470-545, hierzu S. 477.
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