Situation Elisabeths als Regentin (Nr. 1) sowie der Verhältnisse um die Burg Grafen
Varsberg (Nr. 2) beitragen, sind sie ebenfalls in das Corpus aufgenommen worden. Bei ei¬
nem Schriftstück handelt es sich um eine Urkundenabschrift (Nr. 18). Deren Aufnahme
in die Edition war unabdingbar, da einige andere Briefe auf sie Bezug nehmen. Ihr Fehlen
hätte eine Lücke in der Korrespondenz bedeutet. Aus dem gleichen Grunde sind noch
drei weitere Schreiben aufgenommen worden, die, obwohl nicht an Elisabeth gerichtet
oder in ihrem Namen verfaßt, dennoch als Bestandteil der Varsberg-Korrespondenz an¬
zusehen sind18.
1.2. Die Bildung von Rotuli
Etliche Schriftstücke, die jeweils denselben Korrespondenzpartner betreffen, sind chrono¬
logisch fortlaufend zu Rotuli aneinander geheftet worden. Hierbei handelt es sich um eine
frühe Form der Aktenbildung, die spätestens zur Regierungszeit Elisabeths, wahrschein¬
lich aber schon unter ihrem Gatten Philipp in die Praxis der Saarbrücker Kanzlei Eingang
gefunden hatte. Die Bildung der Rotuli erfolgte allerdings nicht zugleich mit der fortlau¬
fenden Korrespondenz. Vielmehr sind alle Schreiben bzw. Schriftstücke zunächst als Ein¬
zelstücke abgelegt worden. Erst bei einer späteren Sichtung hat man sie teilweise nume¬
riert und anschließend zusammengeheftet. Nur so ist zu erklären, daß die meisten in den
Rotuli enthaltenen Abschriften zunächst in der gleichen Weise wie ausgefertigte Briefe
rückseitig adressiert und gefaltet und in dieser Form eine Weile aufbewahrt worden sind.
Bei einigen Abschriften dagegen, bei denen es sich meistens um mehrere auf einem Bogen
handelt, ist dieser weder auf der Rückseite beschrieben, noch gefaltet worden. Die An¬
schrift ist dabei auf der Vorderseite links unter dem Text notiert worden. Wahrscheinlich
hat man sie erst beim Anlegen der Rotuli angefertigt. In zwei Fällen sind dazu auch die
Vorlagen, jeweils eine eingegangene Ausfertigung, erhalten19. Auf diese Weise wurde für
einige Teilkorrespondenzen, mit Johann von Kerpen, mit Elisabeths Bruder Anton von
Vaudémont, mit Elisabeth und René (Reinhard) von Bar-Lothringen (René von Anjou)
sowie mit Bischof Konrad von Metz, je ein Rotulus zusammengestellt. Ein- wie ausge¬
gangene Briefe sind in zeitlich korrekter Folge in sie aufgenommen worden. In zwei Fäl¬
len erfolgten Nachträge, indem man ein oder zwei Blatt linksseitig an ein bereits im Rotu¬
lus vorhandenes angeheftet hat20. Im Falle der Korrespondenz mit Johann von Kerpen
und mit Bischof Konrad von Metz liegen über den Inhalt der Rotuli hinaus noch weitere
Briefe vor. Bei ersterem handelt es sich dabei nur um zwei, bei dem Bischof dagegen um
den überwiegenden Teil der Briefe, nämlich um neun von vierzehn. Die Rotuli stellen
demzufolge keine konsequente Erfassung eines Einzelsachverhaltes dar, was zusätzlich
dafür spricht, daß sie erst nach Abschluß des jeweiligen Vorganges angelegt worden sind.
Eine genaue Datierung ist nicht möglich. Doch unterscheiden sich, sofern vorhanden, die
18 Nr. 4 und 5 ( von Elisabeth veranlaßte Briefe einiger ihrer Leute und Amtleute an Elisabeth von Bar)
sowie Nr. 22 (Johann von Kerpen an Elisabeths Schultheiß Hans von Rittenhofen).
19 Siehe Anm. 16.
20 Nr. 4 und 5 (auf einem Bogen) sowie Nr. 13.
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