Germanistisch-Historischer Arbeitskreis der Universität Mainz
Die Varsberg-Korrespondenz der Gräfin
Elisabeth von Nassau-Saarbrücken aus den Jahren 1432-1434
Karl-Heinz Spier
Vor über 15 Jahren, als das fachübergreifende Gespräch zwischen Germanisten und His¬
torikern noch kaum in Gang gekommen war, haben der Sprachwissenschaftler Albrecht
Greule und der Verfasser als Historiker, beide damals wissenschaftliche Mitarbeiter an der
Universität Mainz, einen Germanistisch-Historischen Arbeitskreis begründet. Die Einrich¬
tung des Kreises erfolgte aus der Erkenntnis heraus, daß beide Disziplinen frühneuhoch¬
deutsche Prosatexte des 15. und 16. Jahrhunderts erforschen, ohne die Ergebnisse des je¬
weiligen Nachbarfaches zur Kenntnis zu nehmen. Im Arbeitskreis wurden gemeinsam mit
den Studierenden archivalische Texte gelesen, transkribiert sowie aus germanistischer und
historischer Sicht interpretiert.
Schon bald regte sich der Wunsch, ein Textcorpus editionsreif zu gestalten und zu publi¬
zieren. Die Auswahl fiel schließlich auf die Korrespondenz der Gräfin Elisabeth von Nas¬
sau-Saarbrücken, da der Verfasser die Archivalien im Landesarchiv Saarbrücken bei der
Vorbereitung seiner Habilitationsschrift gesichtet hatte. Für Elisabeth von Nassau-
Saarbrücken sprach zudem der Umstand, daß ihre Korrespondenz in der Forschung bei¬
der Fachdisziplinen Beachtung finden würde. In der Folgezeit transkribierten, regestierten
und interpretierten die studentischen Mitglieder des Arbeitskreises, betreut von den bei¬
den Leitern, intensiv die in Saarbrücken bei einem von Hans-Walter Herrmann vorberei¬
teten Archivbesuch im Original eingesehenen Briefe aus der Zeit des Varsberg-Konfliktes.
Nachdem Albrecht Greule 1992 nach Regensburg und der Verfasser 1994 nach Greifs¬
wald berufen worden waren, wendete sich der Germanistisch-Historische Arbeitskreis un¬
ter der Leitung von Sigrid Schmitt anderen Texten zu1, während Michaela Küper und
Christine Maillet in mühevoller Kleinarbeit die redaktionelle Bearbeitung für eine künftige
Publikation der transkribierten Texte übernahmen. Zwischenzeitlich wurde das vorliegen¬
de Material bereits von den Mitgliedern für wissenschaftliche Fragestellungen ausgewer¬
tet2. Aufgrund beruflicher Belastungen referierte jedoch mit Nina Janich nur ein Mitglied
1 Siehe hierzu: Das Protokoll des Niersteiner Kittergerichts (1654-1661), bearbeitet und herausgegeben von
Kerstin Riedel und Sigfrid Schmitt mit dem Germanistisch-Historischen Arbeitskreis an der Universität
Mainz, Darmstadt und Marburg 1999 (Quellen und Forschungen zur Hessischen Geschichte 122).
2 Janich, Nina: „Höflichkeit und Streit in Briefen. Die Varsberg-„Fehde“ der Elisabeth von Nassau-
Saarbrücken“, in: Historische Soziolinguistik des Deutschen III. Sprachgebrauch und sprachliche Leistung in sozialen
Schichten und sozjofunktionalen Gruppen. Internationale Fachtagung Rostock/Kühlungsborn 15. - 18. 9.
1996, hg. von Gisela Brandt, Stuttgart 1997 (Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik 351), S. 95-110; Dies.:
Individuelle Züge in spätmittelalterlichen Briefen am Beispiel der Elisabeth von Nassau-Saarbrücken, in
diesem Band S. 389-410; Spieß, Karl-Heinz: „Zum Gebrauch von Literatur im spätmittelalterlichen A-
del“, in: Kultureller Austausch und Literaturgeschichte im Mittelalter. Kolloquium im Deutschen Historischen Institut
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