Full text: Zwischen Deutschland und Frankreich

Kurze Forschungsgeschichte zum literarischen Werk Elisabeths 
Wolfgang Haubrichs 
Beachtung von literaturwissenschaftlicher Seite findet Elisabeth von Lothringen und Nas¬ 
sau-Saarbrücken seit knapp zwei Jahrhunderten. In den Jahren 1804/05 übertrug Do¬ 
rothea von Schlegel den Text des ,Loher und Maller' in eine gekürzte neuhochdeutsche 
Fassung, die in Friedrich von Schlegels Ausgabe romantischer Sagen und Dichtungen er¬ 
schien. In dem kurzen Vorwort wird Elisabeth von Nassau-Saarbrücken als Übersetzerin 
genannt. Karl Simrock gab 1868, ebenfalls in neuhochdeutscher Übertragung, den voll¬ 
ständigen Text eines Straßburger Druckes von ,Loher und Maller' aus dem Jahre 1514 
heraus und äußerte dabei die Vermutung, daß auch ,Herpin' von ihr stamme, den er, wie 
auch den ,Hugscheppel‘, in seinen Volksbüchern veröffentlicht hatte. Hermann Urtel 
edierte 1905 den ,Hugscheppel‘ nach einer Hamburger Handschrift und schrieb ihr auch 
,Sibille' zu, die in derselben Hamburger Handschrift überliefert ist. 
Alle neuere Forschungsgeschichte1 zu den Übersetzungen Elisabeths aus dem Französi¬ 
schen hat ihren Ausgang genommen und muß ihn auch heute noch nehmen von dem er¬ 
ratischen Block, den die Untersuchungen des bedeutenden Philologen Wolfgang Liepe, 
die 1920 als Ergebnis einer Hallenser Habilitationsschrift erschienen2, errichtet haben. 
Wer sich in der germanistischen Forschungslandschaft der Zeit um den ersten Weltkrieg 
auch nur ein wenig auskennt, weiß, wie kraftvoll die Arbeit Liepes den damals üblichen 
Standard philologischer Qualifikationsarbeiten nicht nur erreichte, sondern wohl auch 
überstieg. 
1 Vgl. für ältere Überblicke über die Forschungsgeschichte: Volkelt, Peter: „Elisabeth von Lothringen, 
Gräfin zu Nassau und zu Saarbrücken in Geschichte, Literatur und Bildender Kunst“, in: Ztschr. für die 
Geschichte der Saargegend6/7 (1956/57), S. 37-54; Marie-Luise Linn (Hg.): HugSchapler. Ein liephchs lesen und 
ein warhafftige Hystorij (= Deutsche Volksbücher in Faksimiledrücken, Reihe A, Bd. 5), Hildesheim/New 
York 1974, Nachwort; Hans Hugo Steinhoff: „Elisabeth von Nassau-Saarbrücken“, in: Die deutsche Litera¬ 
tur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 2. Aufl., Bd. 2 (1980), Sp. 482-488; Gerhard Sauder: „Elisabeth von 
Nassau-Saarbrücken und ihre Prosaromane“, in: Saarländische Lebensbilder, Bd. 1, Saarbrücken 1982, S. 31- 
56; Bernhard Burchert: Die Anfänge des Prosaromans in Deutschland. Die Prosaergählungen Elisabeths von Nassau- 
Saarbrücken, Frankfurt a.M./Bern 1987; Xenia von Ertzdorff: Romane und Novellen des 15. und 16. Jahrhun¬ 
derts in Deutschland, Darmstadt 1989, S. 200f£; Ursula Liebertz-Grün: „Höfische Autorinnen. Von der 
Renaissance bis zum Humanismus“, in: Gisela Brinkler-Gabler (Hg.): Deutsche Literatur von Frauen, Bd. 1: 
Vom Mittelalter bis zum Ende des 18. Jhs., München 1988, S. 39-64, hier S. 54-59; Thomas Gramer: Ge¬ 
schichte der deutschen Literatur im späten Mittelalter, München 1990 (dtv 4553), S. 70-73; Peter Nusser: Deutsche 
Literatur im Mittelalter. Lebensformen, Wertvorstellungen und literarische Entwicklungen, Stuttgart 1992, S. 292. 
2 Wolfgang Liepe: Elisabeth von Nassau-Saarbrücken. Entstehung und Anfänge des Prosaromans in Deutschland, Hal¬ 
le a.S. 1920; ferner Ders.: „Die Entstehung des Prosaromans in Deutschland“, in: Ztschr. für Deutschkunde 
36 (1922), S. 145-161; neu in: Ders.: Beiträge %ur Literatur und Geistesgeschichte, Neumünster 1963. Vgl. zur 
Forscherpersönlichkeit Liepes G. Sauder in diesem Band S. 41-47. 
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