Abb.4: Vier Frauen sprechen ihre Wünsche für den Lebensweg des von der Löwin ge¬
pflegten Kindes aus, Miniatur aus der ,Herpin’-Handschrift Preußischer Kul¬
turbesitz, Staatsbibliothek Berlin, Handschriftenabteilung Germ. Fol. 464.
Fürbitte großer Paladine vermögen den König dazu zu bewegen, die Strafe in Verban¬
nung zu mildern. Die Geschichte wird bewegt von den großen Affekten der Menschen,
doch hält Gott seine Hand über alles Geschehen. Nach ausdauernder Verfolgung durch
einen schurkischen Verräter, nach unglaublichen Irrfahrten und Gefährdungen, nur be¬
schützt von einem ungestalten Bauern und einem in Buße ehrlich gewordenen Dieb und
Zauberer wird die verfolgte Unschuld endlich reumütig von dem die Wahrheit erkennen¬
den Karl wieder aufgenommen. Gerade die ,Sibille£ — in ihrer Erzählstruktur nicht unge¬
schickt angelegt — zeigt romaneske und groteske Motive und Charaktere, die das eher an
eindimensionale Adelshelden gewöhnte Publikum zu faszinieren vermochten: Zweikampf
nicht zwischen zwei gerüsteten Rittern, sondern zwischen dem Verräter und dem bis über
den Tod treuen Hund seines Opfers; ins Gute gewendete Wundertaten eines ehemals bö¬
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