Full text: "Grenzgänger"

Montparnasse und in der Altstadt von Colmar. Diese touristische und 
massenkulturelle Verwendungsweise seines Werkes in der Gegenwart beruht auf 
einer äußerst selektiven, reduktionistischen Rezeptionsform, die den 
folkloristisch-idyllischen Teil seines Werkes herausschält und von seinen 
engagierten, teilweise sehr polemischen politischen Aussagen abtrennt. Weniger 
Waltz selbst als die touristische Schwundstufe seines Werkes haben ihn zum 
massenwirksamsten Schöpfer jenes pittoresken, exotischen Elsaß-Bildes werden 
lassen, das Bernard Vogler in seiner Histoire culturelle de l'Alsace als “cliché 
simpliste de carte postale” bezeichnet, als “stéréotype pour touristes en mal 
d’exotisme.”24 Das Werk des elsässischen Patrioten und französischen Nationalisten 
Jean-Jacques Waltz, das mehrere, äußerst bissige Satiren auf das Verhalten und 
Auftreten deutscher Touristen im Reichsland Elsaß-Lothringen enthält25, avancierte 
somit, paradoxalerweise und als Konsequenz eines selektiven Rezeptionsprozesses, 
zu einer wichtigen kulturellen Referenz jenes modernen Grenzgängertums, das das 
Phänomen des modernen Tourismus darstellt. 
24 Vogler (wie Anm. 19), S. 462. 
25 Vgl. u.a. [Waltz] (wie Anm. 19), S. 16-18. Kapitel “Les touristes”. 
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