Full text: Sprachenpolitik in Grenzregionen (29)

Königtum von Deheubarth in Südwales.5 Hierzu kamen weitere verwandt¬ 
schaftliche Verbindungen mit anderen walisischen Herrschergeschlechtern. In 
genealogischer Hinsicht kann Owain Glyndwr Ende des 14. Jahrhunderts als der 
Kandidat mit den wohl am besten begründeten Ansprüchen auf die Nachfolge 
der alten Fürsten von Wales beschrieben werden.6 
Der größere Teil seiner Besitztümer lag in Nordwales. Das für die Engländer 
namengebende Glyndyfrdwy lag in Edeirnion, in der heutigen Grafschaft 
Powys, im Tal des Dee, zwischen Llangollen und Corwen. Sycharth lag nahe 
Llansilin.7 Diese Besitzungen waren seit der frühen Regierungszeit Eduards II., 
und zwar seit dem zweiten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts, als Königslehen im 
Familienbesitz.8 
Owain hielt sich am häufigsten in dem Herrenhaus von Sycharth auf, das die 
Engländer Saghern nannten.9 Sein Hofbarde Iolo Goch beschrieb das Leben an 
dieser Residenz in einem Gedicht.10 Er schildert einen beeindruckenden Kom¬ 
plex aus Haupthaus, Wirtschaftsgebäuden, Wildparks, Kaninchengehegen und 
Vogelvolieren, der seinesgleichen erst in Westminster und Dublin finde. Owain 
selbst wird als Mann königlicher Abstammung, als freigiebig und gastfreund¬ 
lich sowie als Mäzen der Barden vorgeführt. 
Owains Ehefrau galt dem Barden Iolo Goch als beste aller Frauen. Ihre uns aus 
anderen Zeugnissen bekannte englische Abstammung ließ er außer acht. Der 
Barde betonte allein das königliche Blut der gemeinsamen Kinder.11 
Die beschriebene Lebensführung ist nicht außergewöhnlich für das Wales des 
späten 14. Jahrhunderts.12 Durch das Eindringen von englischen Aristokraten in 
herrscherliche Positionen wurden die Angehörigen der einheimischen Nobilität 
in den Niederadel abgedrängt. Als uchelwyr bildeten sie gemeinsam mit einge¬ 
wanderten englischen Niederadeligen - sogenannten advenae - eine neue Ober¬ 
schicht.13 
5 So Pierce: DWB, S. 691; vgl. dagg. Tout: DNB 21, S. 428. 
6 Siehe Williams: Owain Glyndwr, S. 12. - Pierce: DWB, S. 691, sieht ihn lediglich als ei¬ 
nen von mehreren Kandidaten. 
7 Westsüdwestlich von Oswestry; siehe OSA., S. 42. 
8 Vgl. Williams: Owain Glyndwr, S. 12. 
9 Vgl. Tout: DNB 21, S. 428, und POPC 2, S. 61 (= Ellis, Nr. 3, S. 11). 
10 Siehe Clancy, S. 135-38; vgl. für das folgende auch Williams: Owain Glyndwr, S. 17 f. 
11 Owain heiratete vermutlich 1383 Margaret, Tochter von David Hanmer von Maelor; der 
Ehe entsprossen 6 Söhne und mehrere Töchter. Vgl. Pierce: DWB, S, 691, und Williams: 
Owain Glyndwr, S. 17. 
12 Vgl. Jacob, S. 4L 
13 Vgl. Williams: Recovery, S. 96 f. 
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