Full text: Sprachenpolitik in Grenzregionen (29)

Günter Scholdt 
„Cuius REGIO, EIUS LINGUA.“ 
Literarische Spiegelungen der Sprachenpolitik im 
DEUTSCH-FRANZÖSISCHEN GRENZRAUM SEIT 1871 
V orbemerkungen: 
1. Seit zehn Jahren existiert an der Universität des Saarlandes ein Archiv, das 
sich mit der Literatur im Grenzraum „Saarland, Lothringen, Elsaß und Luxem¬ 
burg“ beschäftigt. Eines der dort betriebenen Projekte gilt einer umfangreichen 
Textsammlung zum Thema „Deutsch-französische Grenze seit 1870“, in wel¬ 
cher der Beitrag der Schriftsteller zur Darstellung, Lösung oder Verfestigung 
einer Jahrhundertproblematik bestimmt werden soll. Ein Teil des dabei gefun¬ 
denen Materials sowie eigens zum Anlaß recherchierte Belege bilden die Basis 
der folgenden Ausführungen.1 „Sprachenpolitik“ ist dabei innerhalb eines grö¬ 
ßeren Untersuchungskomplexes lediglich ein Thema unter rund zwei Dutzend. 
Andere lauten z.B.; „Reaktionen auf territoriale Veränderungen“, „Sozialkon¬ 
takte im Grenzraum“, „Mentalitätsunterschiede, gezeigt in Alltagssituationen“, 
„nationale oder europäische Argumentationsmuster“, „Politvisionen“ usw. 
2. Die herangezogenen Texte unterscheiden sich deutlich nach Art und Qualität: 
Unverkennbare Tendenzschriften stehen neben gewichtigen Erzählwerken mit 
Dokumentarcharakter, Romane, Fabeln oder Märchen neben Memoiren, provo¬ 
kativ-satirischen oder besinnlich zurückschauenden Gedichten oder Essays. Im 
Vordergrund des Erkenntnisinteresses steht nicht die ästhetische Bewertung, 
sondern die Rekonstruktion authentischer Zeitstimmungen via Belletristik. Der 
spezifische Beitrag dieses Vortrags zur Gesamtproblematik des Symposiums 
liegt somit in der Veranschaulichung einer Grenzproblematik aus der durch 
Schriftsteller vermittelten Perspektive kleiner Leute und alltäglicher Vor¬ 
kommnisse. Die literarische Verdichtung vieler Texte unterstreicht dabei zuwei¬ 
len das Modellhafte der Politmisere, die heutigen wie künftigen Generationen 
zur Mahnung dienen möge. 
3. Die Fülle des einschlägigen Materials ist gewaltig, da sich fast jeder das 
Grenzthema behandelnde Autor auch zur Sprachenfrage geäußert hat. Dies 
zwingt angesichts des gegebenen quantitativen Rahmens zu äußerster Verknap- 
Der Vortrag verdankt Evelyn Breuer und Bernhard Heinzeimann wertvolle Hinweise. 
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