Full text: Grenzen und Grenzregionen

thodischen Überlegungen zu diesem Fragenkomplex habe ich 1989 dargestellt2. 
Seither ruht meine aktive Beschäftigung mit diesem Thema, was nicht bedeutet, 
daß ich nicht weiter über Lösungsmöglichkeiten nachgedacht habe. Ich denke mir 
folgende Vorgehensweise: 
1. wird eine knappe Begründung der methodischen Wege gegeben, wie 
archäologischen Quellen Erkenntnisse abzuringen sind, die über die 
Mentalität der damaligen Menschen Auskunft geben, und zwar, gemäß 
dieser besonderen Fragestellung, etwas über ihr Selbstverständnis als 
Franken bzw. Romanen. 
2. wird in den Grundzügen darzustellen sein, welche Einsichten für den Saar- 
Mosel-Raum bereits gewonnen wurden und welche weiteren Fragen sich 
stellen. 
3. wird sich daraus ein Fragen-Komplex als besonders wichtig für das hier 
gestellte Thema herausheben: es gilt nämlich, die Abläufe von Assimi¬ 
lationsprozessen und ihre Abhängigkeit von dem kulturellen Umfeld und 
den weiträumigeren kulturellen Verbindungen eingehender zu umschreiben. 
Dies ist paradigmatisch näher zu behandeln, und auf diese Weise wird es 
möglich sein, die frühmittelalterlichen Voraussetzungen für die Ausbildung 
der Sprachgrenze in späterer Zeit besser zu verstehen. 
Ich bitte um Verständnis, daß ich nicht alle Feststellungen im Rahmen dieses 
Beitrages ausführlich belegen kann. 
2. Grundsätzliche Überlegungen: Die Erfassung mentaler Hintergründe 
durch die Analyse der Totenrituale 
Wenden wir uns nun der Frage zu, wie methodisch aus archäologischen Befunden 
Teilbereiche der geistigen Vorstellungen des frühmittelalterlichen Menschen 
erschlossen werden können: Anhand der archäologischen Befünde in Gräbern 
lassen sich wesentliche Merkmale des Totenrituals - der Aufbahrung, der 
Grablegung und in günstigen Fällen auch zu Handlungen am offenen oder schon 
geschlossenen Grab - rekonstruieren. Das Totenritual ermöglicht wiederum 
Rückschlüsse auf die Jenseitsvorstellungen, so daß sich dieser Teil der geistigen 
Kultur der damaligen Menschen erfassen läßt. 
Im Untersuchungsgebiet und weit darüber hinaus kann man zwei ganz unter¬ 
schiedliche Totenrituale, d.h. auch Jenseitsvorstellungen, feststellen, die ich in 
diesem Zusammenhang nur knapp skizzieren kann3. 
2.1 Das Totenritual A (Franken) 
Die Franken übten ein durch germanisch-heidnische, voll am Diesseits orientierte 
Jenseitsvorstellungen bedingtes Totenritual aus, das auch nach der Christianisie- 
2 
3 
70 
Stein, in: Archaeologia Mosellana 1 (1989), S. 138ff. 
Dabei sind die Einwände, die Ament, in: Bonner Jahrbücher 178 (1978), S. 377-394 bes. S. 392, zu 
Recht erhoben hat, berücksichtigt.
	        
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