Full text: Grenzen und Grenzregionen (22)

Himmelsrichtungen bestimmt"37, und für Kloster Fontevrault (Diöz. Poitiers), 
das Haupt einer bedeutenden monastischen Kongregation38, ist eine ähnliche 
Bezirksmarkierang durch Grenzkreuze zum Jahre 1119 bezeugt: omne illud 
spatium quod cruces in circuitu ex praecepto nostro dispositae comprehendunt39. 
Der Komplex der Abgrenzung klösterlichen Besitzes kann hier nur kurz gestreift 
werden: Zum Jahre 1220 berichtet ein Statut des Generalkapitels der Zister¬ 
zienser von bornae, quae dividunt territorium abbatiarum Clarifontis et 
Chan loci40. Im Chartular der Zisterze Orval heißt es zu 1271, die Grenze 
zwischen dem Klosterwald und dem Wald von Merlanvaux sei mit ca. 20 
(vermutlich jedoch mehr) Grenzsteinen (bornes) markiert worden41. Entlang der 
Grenze hob man überdies einen Graben von etwa 2 m Breite und 1,5 m Tiefe aus. 
Den Blick in den Westen soll ein Zweibrücker Zeugnis beschließen: Danach 
urteilte 1267 ein Schiedsrichter, ein bestimmter Wald gehöre "von dem Steine, 
der im oberen Teile der beim Fincgenbom gelegenen Wiese steht, direkt durch 
den Wald Oterscheit aufsteigend" ... dem und dem42. Hier liegt also eine lineare 
Vorstellung vor, die sich an wenigen Punkten nur orientiert. 
Nach Zeugnissen für die Abgrenzung von Bistumssprengeln und kirchlichem 
Besitz sei der Blick wieder auf weltliche Territorialgrenzen gelenkt. Zunächst 
berichten die Stader Annalen zum Jahre 1152, zwischen Frankreich und dem 
Reich sei bei La Rouillé ein Grenzstein gesetzt worden: Ibi lapis positus est in 
media villa iuxta viam quae disterminat imperium et regnum Franciae43. In die 
zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts gehört Kaiser Friedrichs I. Diplom 782, das 
eine bedeutsame Grenzfestlegung dokumentiert und zugleich ein Motiv für diese 
Maßnahme nennt: Weil "nichts wirksamer große Streitigkeiten auszulösen 
vermag, als wenn mächtige Männer die Grenzen ihrer Macht und ihres eigenen 
Herrschaftsbereiches ignorieren oder über das gebotene Maß ausdehnen", sah sich 
Friedrich Barbarossa 1179 gezwungen, auf einem Hoftag zu Eger mit dem Rat 
der Fürsten die Grenzen der Herzogtümer Österreich und Böhmen (ducatuum 
disterminationem) zu bestimmen und kurz darauf in Magdeburg am 1.7. 
urkundlich zu fixieren44. Dabei bezog sich die Egerer Regelung {ordinatiö) 
37 Ebd., S.233 Anm. 357 (= Migne, Bd. 179, Sp.384: "Ambitum scilicet vallis Premonstratensis, sicut in 
vestris scriptis continetur et certis terminis definitur" - so auch 1143, 1147, 1155). 
0 Zu Fontevrault s. Lexikon des Mittelalters, Bd. 4 (1987), Sp.627ff. (J.-M. Bienvenu). 
Lohrmann (wie Anm. 36), S.233 mit Anm. 357. 
40 
Joseph-M. Canivez (Ed.), Statuta Capitulorum Generalium Ordinis Cisterciensis ..., Bd. 1 (Louvain 
1933) ad annum 1220, cap. 44 (S.525). 
41 Hippolyte Goffinet, Cartulaire d'Orval (Bruxelles 1878), Nr.448, S.460f. (von Juni 1271). 
42 
Franz Xaver Remling, Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Klöster im jetzigen 
Rheinbayem, 1. Teil (Neustadt 1936), Beilage Nr.22 (S.337); vgl. Carl Pöhlmann/Anton Doll, 
Regesten der Grafen von Zweibrücken (Speyer 1962), Nr. 188 (S.59f.). 
43 Stader Annalen a. 1152: MGH SS 16, S.336; vgl. Heinz Thomas, Zwischen Regnum und Imperium, 
(Bonn 1973), S.252 mit Anm. 61. 
44 DFI, Nr. 782 (Eger - 1179 Juli 1, Magdeburg) - Abschrift von ca. 1290. 
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