Himmelsrichtungen bestimmt"37, und für Kloster Fontevrault (Diöz. Poitiers),
das Haupt einer bedeutenden monastischen Kongregation38, ist eine ähnliche
Bezirksmarkierang durch Grenzkreuze zum Jahre 1119 bezeugt: omne illud
spatium quod cruces in circuitu ex praecepto nostro dispositae comprehendunt39.
Der Komplex der Abgrenzung klösterlichen Besitzes kann hier nur kurz gestreift
werden: Zum Jahre 1220 berichtet ein Statut des Generalkapitels der Zister¬
zienser von bornae, quae dividunt territorium abbatiarum Clarifontis et
Chan loci40. Im Chartular der Zisterze Orval heißt es zu 1271, die Grenze
zwischen dem Klosterwald und dem Wald von Merlanvaux sei mit ca. 20
(vermutlich jedoch mehr) Grenzsteinen (bornes) markiert worden41. Entlang der
Grenze hob man überdies einen Graben von etwa 2 m Breite und 1,5 m Tiefe aus.
Den Blick in den Westen soll ein Zweibrücker Zeugnis beschließen: Danach
urteilte 1267 ein Schiedsrichter, ein bestimmter Wald gehöre "von dem Steine,
der im oberen Teile der beim Fincgenbom gelegenen Wiese steht, direkt durch
den Wald Oterscheit aufsteigend" ... dem und dem42. Hier liegt also eine lineare
Vorstellung vor, die sich an wenigen Punkten nur orientiert.
Nach Zeugnissen für die Abgrenzung von Bistumssprengeln und kirchlichem
Besitz sei der Blick wieder auf weltliche Territorialgrenzen gelenkt. Zunächst
berichten die Stader Annalen zum Jahre 1152, zwischen Frankreich und dem
Reich sei bei La Rouillé ein Grenzstein gesetzt worden: Ibi lapis positus est in
media villa iuxta viam quae disterminat imperium et regnum Franciae43. In die
zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts gehört Kaiser Friedrichs I. Diplom 782, das
eine bedeutsame Grenzfestlegung dokumentiert und zugleich ein Motiv für diese
Maßnahme nennt: Weil "nichts wirksamer große Streitigkeiten auszulösen
vermag, als wenn mächtige Männer die Grenzen ihrer Macht und ihres eigenen
Herrschaftsbereiches ignorieren oder über das gebotene Maß ausdehnen", sah sich
Friedrich Barbarossa 1179 gezwungen, auf einem Hoftag zu Eger mit dem Rat
der Fürsten die Grenzen der Herzogtümer Österreich und Böhmen (ducatuum
disterminationem) zu bestimmen und kurz darauf in Magdeburg am 1.7.
urkundlich zu fixieren44. Dabei bezog sich die Egerer Regelung {ordinatiö)
37 Ebd., S.233 Anm. 357 (= Migne, Bd. 179, Sp.384: "Ambitum scilicet vallis Premonstratensis, sicut in
vestris scriptis continetur et certis terminis definitur" - so auch 1143, 1147, 1155).
0 Zu Fontevrault s. Lexikon des Mittelalters, Bd. 4 (1987), Sp.627ff. (J.-M. Bienvenu).
Lohrmann (wie Anm. 36), S.233 mit Anm. 357.
40
Joseph-M. Canivez (Ed.), Statuta Capitulorum Generalium Ordinis Cisterciensis ..., Bd. 1 (Louvain
1933) ad annum 1220, cap. 44 (S.525).
41 Hippolyte Goffinet, Cartulaire d'Orval (Bruxelles 1878), Nr.448, S.460f. (von Juni 1271).
42
Franz Xaver Remling, Urkundliche Geschichte der ehemaligen Abteien und Klöster im jetzigen
Rheinbayem, 1. Teil (Neustadt 1936), Beilage Nr.22 (S.337); vgl. Carl Pöhlmann/Anton Doll,
Regesten der Grafen von Zweibrücken (Speyer 1962), Nr. 188 (S.59f.).
43 Stader Annalen a. 1152: MGH SS 16, S.336; vgl. Heinz Thomas, Zwischen Regnum und Imperium,
(Bonn 1973), S.252 mit Anm. 61.
44 DFI, Nr. 782 (Eger - 1179 Juli 1, Magdeburg) - Abschrift von ca. 1290.
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