men, der die kommunikative Reichweite der verschiedenen Sprachgemeinschaften
indiziert.
Im 5. Jahrhundert jedoch war noch das Gesamtgebiet zwischen Oberrhein, Boden¬
see und den Alpen von Sprechern romanischer Idiome besiedelt (Karte 4). Die In¬
tegration dieses Raumes in den deutschen Sprachraum spiegelt sich erneut in der
Sprachgestalt der Ortsnamen.
Seit dem frühen 6. Jahrhundert drangen Alamannen als Dauersiedler über die
Rheingrenze nach Süden vor24. Es erstaunt deshalb nicht, daß manche vorgerma¬
nischen Namen in der Nordschweiz die früheste Stufe der althochdeutschen Laut¬
verschiebung [t] > [ts] (geschrieben <z,tz>) aufweisen. Zunächst aber mag eine
Auswahl von relevanten Beispielen für alle Lautverschiebungsphänomene hier fol¬
gen
11) Flußname Ziehl, a. 817 Tela, a. 1212/20 apud Telam quod vulgo dicitur Ci-
, lae;
12) Zürich < Turicum;
13) Zurzach < *Torta aqua (?);
14) - Winterthur < Vitudurum (vgl. Nr. 17),
- Montlingen < rom. *monticulus "kleiner Berg", a. 1155
- Täfers (bei Fribourg) < rom. taberna "Schenke" (vgl. Nr. 19),
- Pratteln (bei Basel) < rom. pratella "Wiesen",
- Kempraten (s. Zürich) < a. 761 Centoprato;
15) Kallnach, a. 1231 apud Calnachon < *Calcaniacum (zum Personennamen
Calcanius) - vgl. weitere Namen auf -acurn wie Bülach, Sissach a.d. Rhein¬
linie, Kapfhach, Reinach in der Innerschweiz;
16) Montlingen, a. 1155 Montigels < *Monticulus;
17) Winterthur < *Vidudurum < Vitudurum;
18) Thun < kelt. *Dünon;
19) Täfers, a. 1150 Tabernae, a. 1228 Tavels, a. 1433 Tavers< *ad Tabernas;
20) Salvenach (Ka. Fribourg), a. 1415 Salfenachen < *Silvaniacum;
21) Näfels (Ka. Glarus), Nöfels (Vorarlberg) < rom. * Novalias "Neurodungen";
22) Salez (Ka. St. Gallen), a. 847 Salectum < *Salec(e)tum "Weidengebüsch".
Die Stufe [t] > [ts] zeigt etwa Nr. 12 Zürich < Turicum im Anlaut (vgl. Nr. 11 und
13). Anderen Namen fehlt diese Stufe (vgl Nr. 14), so z.B. Winterthur < Vitudu¬
rum oder Täfers < Tabernas ("Schenke"). In stärkerem Maße weisen die Ortsna¬
men spätere Stufen der Lautverschiebung wie [k] > [x] (geschrieben <ch>) auf
zum Beispiel Nr. 15 Kallnach < *Calcaniacum, wobei die Namen auch tiefer in
die Innerschweiz hineinreichen. Auf Karte 4 wird deutlich, daß zwischen den ver¬
schobenen Namen und an ihrem südlichen Rande, etwa im Basler Land, in den
24 Zur archäologischen Datierung des alamannischen Vorbruchs vgl. die Arbeiten von Max Martin (Anm.
23) und Rainer Christlein, Die Alamannen. Archäologie eines lebendigen Volkes, Stuttgart 1978, S.
25ff.; ferner: Rudolf Moosbrugger-Leu, Die Alamannen und Franken, in: Ur- und frühgeschichtliche
Archäologie der Schweiz, Bd. VI, Basel 1979, S. 39ff.
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