Full text: Zwischen Saar und Mosel

gibt es auch für die Schreibweisen fas ine, fach ine und Faginne31. Diese Variations¬ 
breite und der Wechsel im Wortkem von sc zu s, ss, sch, ch und auch g könnte 
dafür bestätigend sprechen, daß der hier unternommene Deutungsversuch, fausgina 
als fascina zu verstehen, nicht völlig abwegig ist. Kann doch auch sonst in der uns 
überlieferten Fassung des Prümer Urbars das Eintreten von g an die Stelle von ch 
öfter beobachtet werden, so etwa am Ortsnamen Rodenkirgen, wo doch die Form 
Rodenkirchen zu erwarten ist, für Duisburg findet man die beiden Schreibweisen 
Dusburhc und Dusburhg, für Linnich Linneghe und Linneche, für Remich Remeghe 
und Remeche usw.32 Für das Schwanken von a zu au in der unbetonten Erstsilbe 
von fausgi’na ließe sich vielleicht auf die Varianten von attenticum und autenticum 
wie eventuell auf die Streubreite des im Urbar öfter vorkommenden Wortes 
„dauretuve“, daurastuvas, dabrastohos = Baumrinden zur Lohgerbung’ hinwei- 
sen33. 
So läßt sich doch wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit das „rätselhafte“ fausgina des 
Prümer Urbars als Faschinenholz verstehen: - eine Problemlösung, die die 
Ortsnamenkundler und Landeshistoriker enttäuschen mag, aber die Intention bei der 
Zusammenstellung des Urbars, des Kernstückes der Prümer Güterverwaltung, 
sicherlich am ehesten wiedergibt. 
Nachtrag: Während der Drucklegung wird mir die 1993 erschienene Übersetzung und 
Kommentierung des Prümer Urbars von N. Nösges bekannt (in „Anno verbi incarnati 
DCCCXCIII conscriptum“, Festschrift im Auftrag des Geschichtsvereins ,Prümer Land4 
e. V. hg. von Reiner NOLDEN, Trier 1993). Nösges gibt (S. 64 und S. 93 Anm. 924) 
die hier behandelte Stelle mit „5 Karren FIolz: 4 Karren Kleinholz, die fünfte mit 
Lohbündeln (?)“ wieder und meint, daß fausgina „vielleicht eine Verballhornung 
von fascina = Bündel“ sei: - eine erfreuliche Kongruenz der Resultate! 
31 J(ohann) ArdüSER, Architectura von Vestungen, Zürich 1653, S. 71: gegen das Meer zu „ziecht man 
den Tamm in die schar oder abdachung mit fasinen, verpfälung und mit steinen bevestnet, damit die 
wällen des wassers keinen auffrechten widerstand haben, sonder auff der gedachten dachung 
außlauffen“. - J(ohann) J(acob) Saar, Ostindianische fünfzehen-jährige Kriegs-Dienste und wahr- 
hafftige Beschreibung . .Nürnberg 1662, S. 115, 2. Aufl. Nürnberg 1672, S. 124: „die Portugäsen 
viel Strohe-Säck gemacht hatten, auch viel Faginnen, eines Manns hoch, und willens waren, daselbst 
eine Baterie (= Stellung) zu machen“. - H(ans) F(riedrich) VON Fleming, Der vollkommene teutsche 
Soldat, Leipzig 1726, S. 417: „So muß man an ... Sturm-Pfählen, Pallisaden, . . . allerhand grossen 
und kleinen Schantz-Körben und Fachinen einen ziemlichen Vorrath haben“; S. 558: „Schie߬ 
scharten auszubessem geschiehet mit Fachinen und Erde“; daneben vielmals die Schreibweise 
Faschinen, so S. 398, 413, 453, 546 f., 553 usw. 
32 Vgl. die entsprechenden Registerpositionen bei I. Schwab a.a.O. 
33 Wie Anm. 32. 
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