Full text: Zwischen Saar und Mosel (24)

nun werden solle, ob nun auch ihre Männer verhaftet würden, ob sie Arbeit und 
damit Brot verlieren könnten; sicher auch Angst. Aber Angst allein genügt nicht, 
diese gleichwohl erstaunliche Entschlossenheit und Courage verständlich zu 
machen, direkt zum Obersalzberg zu fahren. Gewiß war es wohl auch Lust am 
Abenteuer, Neugier; und die „Erfolgsmeldung“ verrät auch etwas Wichtigtuerei, 
nicht nur Stolz. Aber gehört nicht auch - als Erfolg der NS-Propaganda - der 
„Glaube“ an den „besseren Führer“ dazu? Konkret haben die beiden Frauen nichts 
vom Obersalzberg mitgebracht - ob es tatsächlich ein Telephonat mit Saarbrücken, 
und das wäre dann: mit Gauleiter Bürckel, gegeben hat, und welchen Inhaltes, muß 
offen bleiben -, aber sie waren nicht enttäuscht. Die NS-Propaganda hat es 
bekanntlich verstanden, diese emotionale, pseudoreligiöse Bindung noch zu stärken 
- bis hin zum blinden, irrationalen Glauben an die Wunderwaffen des Führers und 
seinen Endsieg. 
Für Nachgeborene mag es eine gespenstige Szene sein - wenn es denn Martin 
Bormann war, dem die Frauen auf dem Obersalzberg begegnet sind, und wer auch 
es gewesen sein mag, der ihnen nach München in der Reichsleitung der NSDAP 
versicherte, alles sei in besten Händen. Jedenfalls mag auch dieses kleine 
Dokument ein Beitrag zum Bild des Alltags des Nationalsozialismus in einer 
Bergarbeitersiedlung an der Saar sein, eines Bildes wie es in seinen vielen Facetten 
der Archivar und Landeshistoriker Hans-Walter Herrmann dokumentiert und 
dargestellt hat und an dessen Ausgestaltung weiterzuarbeiten ihm noch viele Jahre 
vergönnt seien. 
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