habe ich gesagt, ich würde mitfahren. Vorher ist über die Fahrt zum Führer nicht
gesprochen worden. Die Unterredung mit Frau Kerner fand am 1.3.37 zwischen 9
und 10 Uhr statt. Ohne mit anderen Personen, mit Ausnahme meines Mannes,
gesprochen zu haben, bin ich mit der Frau Kerner sofort nach Saarbrücken
gefahren. Von Saarbrücken fuhren wir mit einem Schnellzug gegen 12 Uhr nach
München. Von meiner Seite hatte nur mein Mann von der Fahrt Kenntnis. Dieser
hat mir in meinem Handeln freien Willen gelassen. Ich betone nochmals, dass der
Entschluss, beim Führer vorstellig zu werden, nur zwischen mir und Frau Kerner,
ohne hinzutun weiterer Personen gefasst wurde.
Auf die Frage, woher ich gewusst habe, dass sich der Führer auf dem Obersalzberg
aufhalte, erkläre ich, dass ich in der letzten Zeit viel gehört habe, der Führer halte
sich zwecks Erholung auf dem Obersalzberg auf. Es kann auch möglich sein, dass
ich dieses in der Zeitung gelesen habe. Auf der Fahrt nach München habe ich mir
die Frage vorgelegt, wenn der Führer nun nicht auf dem Salzberg weilte, was ich in
diesem Falle tun sollte. Dabei kam mir der Gedanke, falls der Führer nicht auf dem
Salzberg weilte, würde dort eine Person sein, der ich die Grenzangelegenheit
Vorbringen könne. Auf der Fahrt habe ich mit der Frau Kerner wenig gesprochen.
Von München haben wir mit einem kurzen Aufenthalt, vielleicht eine halbe Stunde,
die Fahrt nach Berchtesgaden angetreten. Kurz nach Mitternacht kamen wir dort
an. Dort übernachteten wir in der Pension Körber. Am Dienstag den 2.3.37 haben
wir uns in Berchtesgaden ein Auto gemietet und sind gegen 8 Uhr nach dem
Obersalzberg gefahren.
Auf dem Obersalzberg haben wir uns auf der Wache gemeldet und den Wunsch
geäussert, den Führer zu sprechen. Der Posten hat uns aber abgewiesen und zwar
mit der Bemerkung, er dürfe niemanden einlassen. Wir haben uns in der Nähe des
Obersalzberg aufgehalten, um doch eine Gelegenheit zu finden, den Führer zu
sprechen. Nach kurzer Zeit fuhr ein Auto vor dem Obersalzberg vor. Aus dem Auto
stieg ein Herr, der mir unbekannt war. Ich trug diesem unser Anliegen vor. Der
Herr stellte sich uns als ein Herr Bohrmann9 vor und gab uns die Anweisung, dem
Posten zu sagen, dieser solle nach dem Gästehaus telefonieren und dort sagen, ein
Herr oder ein Dr. Frank[0 solle sich unserer annehmen. Nachdem der Posten
telefoniert hatte, schrieb er uns einen Schein aus. Von einem anderen Posten
wurden wir in eines der auf dem Obersalzberg befindlichen Häuser gebracht. Dort
wurden wir bei einem Herrn Högelu vorgelassen. Diesem habe ich die ganzen
Grenzangelegenheiten, insbesondere die letzten Vorfälle vorgetragen. Zuerst wollte
er mich nicht anhören, sondern sagte, wir sollten uns an den Gauleiter wenden.
Nachdem ich aber doch den Hergang an der Grenze erzählt hatte, wurden wir zum
Mittagessen eingeladen und für kurze Zeit später wieder bestellt. Herr Högel hat
sich die von mir vorgebrachte Angelegenheit aufgeschrieben. Anschliessend brach-
9 Vermutlich Martin Bormann, 1936 erst Reichsleiter der NSDAP und Stabsleiter des Stellvertreters des
Führers Rudolf Hess, Vgl. auch Anm, 13.
10 Im Umfeld Hitlers gibt es mehrere Frank. Daß es nicht der Reichsminister ohne Geschäftsbereich
(1933-35 Bayer. Staatsminister der Justiz) Hans Frank war, ist weiter unten ausdrücklich gesagt.
11 Um die Identifizierung der weiterhin genannten Personen habe ich mich nicht bemüht, weil die
Angaben der Frauen in deren Berichten voneinander abweichen. Zum Verständnis der Berichte ist sie
wohl auch unerheblich.
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