Doch lautete die diesem Integrationsprozeß widersprechende Amtsbezeichnung
Bürckels bis zum Schluß „Der Reichsstatthalter in der Westmark und Chef der
Zivilverwaltung in Lothringen“.
Am 24. Januar 1941 verfügte Hitler auch die Umbenennung des Gaues Koblenz-
Trier, der künftig Gau Moselland hieß. In einem Rundschreiben, das an alle
Hoheitsträger seines Gaues ging, konnte Simon seine Enttäuschung darüber, daß er
wiederum hinter Bürckel hatte zurückstehen müssen, kaum verbergen. „Die bisher
für den Gau teilweise üblich gewordene Bezeichnung ,Westmark4“, hieß es darin,
„hat der Führer dem Gau Saar-Pfalz-Lothringen zuerkannt. Maßgebend für diese
Entscheidung war die Erwägung, daß in den vergangenen Jahrhunderten das
Saarland und Lothringen besonders gefährdete Gebiete des Reiches gewesen sind“;
und etwas gezwungen fuhr er dann fort: „Auch alle diejenigen, welche die
Bezeichnung ,Westmark4 dem Namen ,Moselland4 vorgezogen hätten, werden nur
positiv Stellung nehmen zu der neuen Gaubenennung“50. Die unmittelbaren Folgen
davon waren zahlreiche Umbenennungen, die notwendig wurden; das Westmark-
Landestheater in Koblenz z. B. hieß fortan Landestheater Moselland51, während die
SA-Gruppe Westmark, zu der die gesamte Rheinprovinz, Teile der Provinz
Hessen-Nassau sowie Luxemburg gehörten, die Bezeichnung „Mittelrhein“
erhielt52.
Etwa zur gleichen Zeit, als die endgültige Entscheidung Hitlers anstand, welcher
Gau den Namen „Westmark“ tragen sollte, war es zwischen Bürckel und Simon zu
einer weiteren Interessenkollision gekommen, da jeder der beiden Gauleiter den
Plan verfolgte, in seinem Gaugebiet eine Universität zu errichten. Simon wollte
Trier wieder zur Universitätsstadt machen, während Bürckel sich für Saarbrücken
als Standort einer Universität einsetzte. Da nach der geplanten Eröffnung der
Reichsuniversität Straßburg die Gründung von zwei weiteren Universitäten im
Westen nicht in Frage kam, mußte mit der Zuspitzung des Streites zwischen
Bürckel und Simon gerechnet werden. Daß es nicht dazu kam, war der Tatsache
zuzuschreiben, daß die angesprochenen Dienststellen sich entweder grundsäztlich
ablehnend verhielten oder zum damaligen Zeitpunkt keine Entscheidung treffen
wollten. Bormann hielt wegen des Mangels an Studenten und an geeigneten
Lehrkräften jede weitere Universitätsgründung im Westen für falsch53, während das
Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung eine Standort¬
diskussion für die Dauer des Krieges als unzweckmäßig54 bezeichnete.
Trotz dieses Unentschiedens in der Universitätsfrage war es nicht verwunderlich,
daß nach allem, was zwischen Bürckel und Simon vorgefallen war, das Verhältnis
beider zueinander sich nicht besserte, sondern äußerst gereizt blieb. Dabei sorgten
50 P. BROMMER (Hg.), Die Partei hört mit. Bd. 2: Lageberichte und andere Meldungen des Sicherheits¬
dienstes der SS, der Gestapo und sonstiger Parteidienststellen im Gau Moselland 1941-1945, Teil I
1941-1943, Koblenz 1992, S. 7.
51 Ebd., S. 263.
52 Vgl. Organisationshandbuch der NSDAP, München 1943, S. 359.
53 Bormann an den Chef der Reichskanzlei Lammers vom 17.10.1940, BA Koblenz R 43 II Nr. 940 fol.
43.
54 Schreiben an Lammers vom 21.12.1940, ebd., fol. 47.
407