Full text: Zwischen Saar und Mosel

räumlicher Hinsicht war der „Westmarkgedanke“, den er vertrat, weitgespannt: 
„Die Einheit des gesamten westdeutschen Kulturschaffens von Basel bis Cleve war 
darin . .. eingeschlossen“34. Andererseits haben Kölsch und seine Mitarbeiter aber 
immer auch zu erkennen gegeben, daß für sie die Pfalz „Herzstück der Westmark 
von jeher“35 war, und damit eine Auffassung vertreten, die zu gegebener Zeit ins 
Politische umgesetzt werden konnte. 
Der terminologische Streit um die „Westmark“ und weitere Querelen 
Daß insbesondere der Pfalz der „Westmark“-Name zustehe, davon scheinen schon 
die frühen pfälzischen Nationalsozialisten, die für sich das Hauptverdienst bei der 
Abwehr des Separatismus in Anspruch nahmen, überzeugt gewesen zu sein. Die 
Festschrift zum 1. Gautag der NSDAP Gau Pfalz 1928 in Pirmasens enthält ein 
Grußwort Bürckels, in dem es von den ersten Anhängern Hitlers heißt: „Sie hißten 
das Banner der Kommenden in der deutschen Westmark“36. Hier war sicher nicht 
mehr „die Westmark im weitesten Sinn des Wortes“37 gemeint, sondern die Pfalz 
mit ihrem Besonderheitsanspruch. Ebenfalls auf die Pfalz beschränkt war der 
Begriff in dem Buch von Robert Oberhäuser, das 1934 in Neustadt an der Haardt 
erschien: „Kampf der Westmark. Frankreich, Separatismus und Abwehrbewegung 
1918-1924“. Daran änderte auch die Rückgliederung des Saargebietes und der 
Zusammenschluß mit der Pfalz zum Gau Pfalz-Saar (seit 1936 Gau Saarpfalz) 
kaum etwas. Die auffällige Tatsache, „daß die Einbeziehung der zum Reich 
zurückgekehrten Saar in die ,Westmark‘-Terminologie zunächst durchweg vermie¬ 
den wurde“38, läßt sich dabei wohl nur mit außenpolitischen Rücksichten erklä¬ 
ren. 
Dafür versuchte Gustav Simon jetzt immer mehr, den „Westmark“-Begriff für 
seinen Gau zu beanspruchen. Geschickt ging man in seinem Herrschaftsbereich 
dazu über, in Reden und amtlichen Schreiben die Gaubezeichnung „Koblenz-Trier“ 
durch „Westmarkgau“ zu ergänzen und gleichzeitig diese Charakterisierung den 
anderen Gauen im Westen vorzuenthalten. Ein bezeichnendes Beispiel für diese 
Methode ist die Äußerung Simons zur Volksabstimmung vom 29. März 1936: 
„Unter den sieben Gauen des Reiches, die das beste Ergebnis erzielten, sind vier 
Gaue, die im Rheinland liegen: die Pfalz, der Westmarkgau Koblenz-Trier, 
Düsseldorf und Essen“39. Im Mai 1939 lief in Simons Gau eine Sonderaktion der 
NSV an, die den Namen „Hilfswerk Westmark“ trug und die Aufgabe hatte, „die 
gesamte Arbeit des einstigen Notstandsgebietes der Westmark dem Lebensstandard 
des Reiches anzugleichen und die Westmark zu einem kraftvollen, starken Glied 
34 K. KÖLSCH, Die Westmark als Kampffront für das Reich, in: Die Westmark. Monatsschrift für 
deutsche Kultur 8 (1940/41), S. 261-265, hier S. 262. 
35 Ebd., S. 265; vgl. auch FENSKE (wie Anm. 32), S. 216. 
36 Zit. nach V. RÖDEL, Die Behörde des Reichsstatthalters in der Westmark, in: JahrbWestdtLandesG 10 
(1984), S. 287-318, hier S. 289. 
37 Die Formulierung findet sich bei KÖLSCH (wie Anm. 34), S. 265. 
38 Rödel (wie Anm. 36), S. 290. 
39 Der Grenzgau Koblenz-Trier im westdeutschen Raum. Nach einer Rede des Gauleiters Gustav Simon, 
in: Gauleitung der NSDAP Koblenz-Trier-Birkenfeld (Hg.), Der Grenzgau Koblenz-Trier-Birkenfeld, 
Koblenz 1936, S. 7-9, hier S. 7. 
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