begann 1826 und beendete seine akademische Laufbahn in Kiel8. Dort kam er bald
in den Bannkreis von Claus Harms, der auf sein inneres Leben ebenso wie auf seine
theologische Richtung entscheidenden Einfluß gewann, wie ja überhaupt dieser
streng bibelgläubige, hochbegabte, ursprünglich von Schleiermacher beeinflußte
Kirchenvater Schleswig-Holsteins die damaligen jungen Studenten mächtig anzog
und für viele zu einem Führer zu Christus wurde.
1830 legte P. auf Gottorf in Schleswig die Kandidatenprüfung ab, war dann
mehrere Jahre Hauslehrer und später ein Jahr Adjunkt eines älteren Geistlichen in
Kellinghusen, bestand mit Auszeichnung 1837 das theologische Amtsexamen und
wurde im April 1838 zum Prediger der kleinen Gemeinde Uck, mitten auf dem
Höhenrücken des Landes Schleswig gelegen, gewählt und schloß im September des
gleichen Jahres die Ehe mit Amalie Postei aus Heide in Dithmarschen, wo ihr Vater
Sachwalter war9. Diese Ehe war, wenngleich kinderlos geblieben, überaus glück¬
lich, bis sie durch P.’s Tod nach etwas mehr als zwanzig Jahren gelöst werden
sollte.
Auf dieser ersten Pfarrstelle verlebte P. an der Seite seiner treuen Gattin acht
überaus glückliche, in der Erinnerung später verklärte Jahre, obwohl die Pfarre nur
wenig eintrug und seine finanzielle Lage anfangs nicht rosig war. Er hat diese Zeit
in seinen „Erlebnissen“ als eine Idylle beschrieben, wenn auch mit hier und da
sozialkritischem Unterton10. Die Hauptbesoldung neben einem geringen „Geldop¬
fer“ der Gemeindemitglieder und Naturalabgaben von Brot, Eiern, Butter, Getreide
und dem 15. Lamm von jeder Schafherde bestand in den Einkünften aus einem 120
Morgen großen Pfarrgut, das mit Gesinde bewirtschaftet werden mußte. Der Boden
war auf der Geest nicht der beste. Die Wirtschaft mußte erst instandgesetzt werden
und erforderte Investitionen. Aber er wirtschaftete sparsam und gut, hob seine
Landwirtschaft und wurde bald auch in jeder Hinsicht der geistige Vater seiner
kleinen Gemeinde. Über sein Amt allgemein, Gemeinde, Kirchenzucht, Predigt hat
P. getreulich Bericht erstattet. In ergreifender Weise hat er das Gebiet der Seelsorge
in seinen „Erlebnissen“ behandelt. Sie war ihm als cura animarum eine seelische
und geistige Tat, durch die das gewöhnliche Leben in die höhere Lebensspähre
durch persönliche Kräfte gezogen werden soll. Die Seelsorge war ihm nicht der
Haus- und Krankenbesuch, dem er eifrig oblag, sondern die Hingabe seines
persönlichen Lebens an ein fremdes und entfremdetes Leben. Darum verfolgt sie
nach P. sittliche und religiöse Zwecke. Keinen Zweig des Amtes eines Pfarrers gibt
es, wo es mehr auf die Persönlichkeit des Amtsträgers ankommt.
Es gelang P., das Vertrauen seiner Gemeinde in hohem Maße zu erwerben, und das
erleichterte ihm seine amtliche Wirksamkeit. Das Pfarrhaus wurde der geistige
Mittelpunkt der Gemeinde. Vor allen anderen wurde er an jedes Krankenlager
8 Es ist also nicht richtig, wenn Lichnock (wie Anm. 1) schreibt, „besuchte das Gymnasium zu
Flensburg und deutsche Universitäten“.
9 In der Todesanzeige für P. im „Altonaer Merkur“ Nr. 117 von 1859, die noch unter dem 15. Mai 1859
aus St. Johann-Saarbrücken datiert ist, ist Amalie Petersen geb. Postei als „aus Kiel“ bezeichnet. Es ist
nicht klar, ob dies ihr Geburtsort ist, oder, da sie nach dem Tode ihres Mannes nach Schleswig-
Holstein zurückkehrte, ihr künftiger Wohnort.
10 Petersen, (wie Anm. 4) 3-67.
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