Erwerbsleben gestanden haben. Ob und wo Philipp Heinrich Schmidtbom und
Kromayer, die 1856 dem Verein deutscher Ingenieure beitraten, zusätzlich eine
technische Ausbildung, etwa an der Metzer École d’Application183, genossen, war
nicht auszumachen.
Abgesehen von Lacour, dessen neuer gesellschaftlicher Status durch die Ehe mit
der Saargemünder Kaufmannstochter besiegelt wurde, zeigt das Heiratsverhalten
seiner Kollegen keine Auffälligkeiten. Man blieb innerhalb des vertrauten Standes¬
gefüges und die berufliche Karriere orientierte sich kaum an der Mitgift der Gattin.
Ausgesprochen gute Partien machten allerdings Heinrich Böcking und Kromayer.
Doch während der Lehrersohn sich durch die Hand der Saarbrücker Kaufmanns¬
tochter Wilhelmine Hartung den Vermögensgrundstock zum weiteren Aufstieg als
Unternehmer in Hörde schuf, vermochte es 30 Jahre zuvor Böcking nicht, die
Chancen, die ihm die Ehe mit der Tochter des damals schon als Millionär geltenden
Hüttenherm184 Fr. Ph. Stumm eröffnete, für eine Karriere im Stumm’schen
Firmenbereich oder als selbständiger Kaufmann zu nutzen. So mußte er mit der
Rendantensteille beim Saarbrücker Bergamt vorlieb nehmen, wozu ihm die Gebr.
Stumm, deren Interessen er dafür dort wahrzunehmen hatte, die erforderliche
Kaution von 3 000 Talern stellten185 186.
Die damit angesprochene Fluktuation des Stummschen Führungspersonals hielt
sich in Grenzen. Schmidt und Dr. Steinbeis kamen von kurhessischen bzw.
württembergisehen Berg- und Hüttenwerken und kehrten nach Beendigung des
Dienstverhältnisses bei den Stumms bezeichnenderweise in den Staatsdienst
zurück, nahmen allerdings jetzt höhere Positionen ein. Schmidtborn verließ 1831
Neunkirchen und übernahm die Glashütten seines Schwiegervaters Carl Böcking,
selbstständiger Firmeninhaber in Verviers, ging aufgrund verwandtschaftlicher
Bindungen und privater Abmachungen nach Neunkirchen, wo er als Associé und
angestellter Unternehmer bis 1871 in der Konzernführung tätig war, ohne jedoch
die Beziehungen zu Verviers ganz aufzugeben. Isambert, Lichtenberger wie auch
der Steinbeisschüler Schüler verbrachten ihr ganzes Berufsleben im Dienst der
Gebr. Stumm. Als risikobereiter Springer begegnet eigentlich nur Kromayer, der -
auf stetiges Vorwärtskommen bedacht - von Geislautern-Dillingen über Neunkir¬
chen nach Hörde wechselte und hier den Höhe- und Endpunkt seiner Hüttenkarriere
fand.
Aufgeschlossenheit in politischer und wirtschaftspolitischer Hinsicht darf man bei
den hier behandelten Personen ganz allgemein voraussetzen, belegen läßt sie sich -
auf Heinrich Böcking soll nicht eingegangen werden - vorab im lokalen Bereich,
wobei die Firmeninteressen durchaus eine Rolle spielten. Immerhin stellten die
Gebr. Stumm 1828 bei Einführung der preußischen Landkreisverfassung mit
Finanzchef Ferdinand Stumm und dem Neunkircher Direktor Schmidtborn die
Ersten Kreisbeigeordneten in Saarbrücken und Ottweiler185. In den Neunkircher,
Brebacher und Fischbacher kommunalen Gremien saßen mit Schmidtborn, Kro-
183 Vgl. Anm. 52. Noch Robert Lautz (Anm. 112) studierte wie sein Vater zeitweise in Metz.
184 Vgl. Klein, Preußenzeit (wie Anm. 22), S. 88.
185 HStA Düsseldorf Best. OBA Bonn, Nr. 822, S. 4, 82 f.
186 KLEIN, Landkreis (wie Anm. 22), S. 50 f.
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