Tierreich: sehr wenige Hirsche, Rehe, Wildschweine, mehr Hasen und Kaninchen.
(Fisch-)Ottern sind an der Blies. Seit dem Krieg haben sich Wölfe aus dem
benachbarten Moseldepartement herübergezogen, welche noch im verflossenen
Monat Messidor (20.Juni-19.Juli 1802) im Pferch bei Wolfersheim 46 Schafe
rissen. Auch Füchse, Marder, Wiesel gibt es.
Manufakturen, Fabriken: Zu St. Ingbert ist ein Eisenhammerwerk und eine
Schmelze, welches „die Nation“ (= der französische Staat) dem Bürger Heinrich
Krämer verpachtet hat. Er richtet ein Blechwerk ein. Daselbst ist eine Glashütte und
eine Rußhütte, beide von der Nation verpachtet, schließlich eine Alaunhütte, wo
aber Bittersalz (= schwefelsaures Magnesium) hergestellt wird. Zu Ensheim sucht
fast der ganze Ort seinen Unterhalt in der Fabrikation von Pappdeckel-Dosen. Den
Hauptabsatz erzielt da Bürger Breunig, der diese Fabrikation auch auf andere
Gegenstände ausdehnte und durch geschmackvolle Zeichnungen zu erhöhen wußte.
Zu Blieskastel gründete vor einem halben Jahr der Handelsmann Wieß eine
Baumwollspinnerei.
Die Materialien zu den St. Ingberter Werken liefert der Kanton, wozu die in St.
Ingbert befindlichen Steinkohlengruben einen großen Vorteil bieten. Jedoch werden
die Masseln (= Roheisenbarren) für die Eisenschmelze, weil hier nicht genug gutes
Erz vorfindlich, von jenseits des Rheins, wo der Bürger Krämer zwei Eisenberg¬
werke gepachtet hat, und auch aus dem Kanton Wadern bezogen. Die Ensheimer
erhalten ihre Pappdeckel aus den hiesigen beiden Papiermühlen und der Nachbar¬
schaft ihren Terpentin, Kupferblech, Silberschlag (= Blattsilber) von Frankfurt / M.
und Straßburg, die Baumwolle von Straßburg.
Der Absatz des Schmiedeeisens, der Öfen, Töpfe etc. erfolgt in der Nachbarschaft,
rheinabwärts nach Köln und rheinaufwärts über die Moselmündung, also auf dem
Wasserweg. Der Absatz des Glases geht nach Holland, des Rußes und des
Bittersalzes in benachbarte Gegenden und Frankreich. Der Absatz der Dosen aus
Pappe geht nach Frankreich, hauptsächlich nach den Meereshäfen, die gesponnene
Baumwolle meistens nach Straßburg.
Handel: Wir haben im eigentlichen Sinn gar keinen Handel, außer den uns die
Natur darbietet. Krämerwaren werden eingeführt, verzehrt und verschlissen.
Ausgeführt werden an Getränken Branntwein, wenig Essig; an Brotfrucht Weizen,
Hafer, an Vieh Schweine und Hornvieh, desgleichen an Produkten der Erde und des
Kunstfleißes-Heu, Holz, Stein- und Holzkohle, Pottasche, Gips, Kalk, Eisen, Glas,
Ruß, Bittersalz, Dosen. Bezogen werden die (Krämer-)Waren zumeist aus Frank¬
furt / M. und Straßburg. Ausgeführt werden die Brotfrüchte nach Zweibrücken und
Saarbrücken, das Vieh in die Pfalz, das Holz nach der Saar, Mosel und Rhein, die
Steinkohlen allenthalben, der Gips stark in die benachbarten Gegenden und die
Pfalz.
Straßen und Brücken: Wir haben eine Landstraße, die von Saargemünd durch
Blieskastel nach Zweibrücken führt und eine andere von Saarbrücken durch St.
Ingbert nach Homburg. Beide Landstraßen sind in dem schlechtesten Zustand, den
man sich denken kann. Die Chausseen verrissen, die Gräben zugefüllt, die Kanäle
verstopft, die Brücken durchlöchert. Wer sich davon einen Begriff machen will und
dem es nicht für seine Füße und seinen Hals bangt, der mag als Menschenfreund
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