Hufe Landes, die ihre Äcker geschwind zu bestellen haben, dann jene Bewohner
des Gaubodens, wo derselben am schwersten und steigsten ist, sind die Pferde am
dienlichsten.
In Orten mit Flurrecht existiert zum Unwillen des aufgeklärten Landwirts die
Viehweide auf Brachfeldern. Die Armen wollen sie beibehalten zur Ernährung ihres
Viehs auf fremdem Eigentum.
Weinbau
Im südwestlichen Teil des Kantons mögen ungefähr 50-60 Morgen noch mit
Weinstöcken bepflanzt sein. In Mengen, Bolchen, Habkirchen sind sie meist
eingegangen, ebenfalls bei Blieskastel die wenigen Probestöcke, weil sie wegen des
kalten Bodens und der Bliesnebel zu häufig nicht reiften.
Branntwein wird sehr viel aus Zwetschken, Kirschen, Kartoffeln und leider auch
aus Brotfrüchten erzeugt. Ich sage leider, weil bei den letzteren kein sicheres Ziel
und Maß gesetzt ist.. . Bei den Brotfrüchten, die nur einzig der Nahrung der
Menschen dienen sollen und zur Erhaltung des größeren armen Teils zu einem
angemessenen Preis jederzeit zum Kauf stehen müssen, um Mißvergnügen und auch
manchmal Unruhen zu verhüten . . ., wünschte der Menschenfreund, daß ein Preis,
wie es ehedem von Regierungswegen verfügt gewesen, fixiert. . . würde. Ehedem
lag das Verbot aufs Fruchtbranntweinbrennen, wenn der Weizen auf dem Markt
über 8 Gulden stand, gegenwärtig wird er für 18 Gulden verkauft.
Einwohner-Hauptnahrung sind Grundbirn (Kartoffeln). Durch den häufigen Bau
dieser Pflanze wurden wir im Kriege gegen die Hungersnot geschützt. Noch ist sie
die Hauptschüssel des Landmanns wie des Stadtbewohners. Nebst dieser ist Brot,
Hülsenfrüchte, Gemüse, zu Zeiten Fleisch, Birnwein und. . . Branntwein die
Nahrung. . . der Ruin so mancher und die vielen blutigen Schlaghändel im
Kanton.
Besondere Krankheiten keine, als außerordentlich viele Wurmkrankheiten, womit
nicht allein schier jedes Kind, sondern auch Erwachsene und Alte behaftet sind. Mit
Ausnahme der Frühjahrskatarrhe keine zu gewissen Zeiten wiederkehrenden
Krankheiten.
Lebensalter: Die wenigsten kommen über 70 Jahre, nur hier und da sieht man
Greise von 80-90 Jahren.
Naturprodukte: Mineralreich: Eisenwerk zu St. Ingbert. Zu Ballweiler hat man
früher Bohn- und Roteisenerz gesucht. Gegenwärtig soll Bürger Heinrich Krämer,
Pächter des Eisenhüttenwerkes (zu St. Ingbert), Vorhaben, nach diesem Erzvorkom¬
men wieder nachsuchen zu lassen. Zu St. Ingbert werden außerdem viele Steinkoh¬
len gefördert. Bei Ormesheim wird häufiger Gips und Gipsmarmor gegraben, auf
dem ganzen Gaubezirk Kalk, Schleifsteine, hauptsächlich Hausteine in den roten
Felsen bei Blieskastel und im Würzbacher Tal. Ziegelerde findet sich auf dem
Blieskasteler, Aisbacher, Gersheimer, Ommersheimer und (Blies-)Dalheimer
Bann.
306