Full text: Zwischen Saar und Mosel (24)

Anzahl von Vertretern für die Gesetzgebende Versammlung in Paris, c) die 
auf das Departement entfallende Anzahl von Vertretern für den Senat in 
Paris. 
Diese durchrationalisierte, pyramidenförmig aufgebaute Verwaltungshierarchie 
gewährleistete die Durchsetzung der Regierungspolitik von oben nach unten bis zur 
Gemeindeebene und vermied durch strenge Trennung von Verwaltung und Justiz 
Reibungsverluste, wie sie auf Grund von Kompetenzüberschneidungen im Anden 
Régime an der Tagesordnung gewesen waren. 
Entsprechend diesem Gesamtsystem war der engere Saarraum22 - also die Gegend 
um Saarbrücken - administrativ folgendermaßen gegliedert: 
Der Kanton St. Arnual bestand aus sechs Mairien: Dudweiler, Ludweiler, Kleinblit¬ 
tersdorf, Völklingen, Bischmisheim und Gersweiler. Das Arrondissement Saarbrük- 
ken wurde aus 42 Mairien gebildet, in denen 193 Gemeinden vereinigt waren, deren 
Einwohnerzahl sich auf insgesamt 57 478 belief. Für das Justizwesen waren dort 
ein Tribunal und acht Friedensgerichte zuständig. 
Da ja das Amt des Maire von einem wohlhabenden Bürger der betreffenden 
Gemeinde ehrenamtlich ausgeübt wurde, war es in der Regel mit einem Deutschen 
besetzt, während die Gemeindeschreiber auf jeden Fall des Französischen mächtig 
sein mußten, weil dieses offizielle Amtssprache war, neben der jedoch auch das 
Deutsche nachgeordnet Gültigkeit hatte und im mündlichen Amtsverkehr wohl 
auch überwiegend benutzt worden sein dürfte23. Da der Präfekt gleichzeitig die 
Funktion eines Unterpräfekten in dem Arrondissement wahrnahm, in dem die 
Hauptstadt seines Departements lag24, verwaltete der Präfekt des Departements 
Sarre auch den Bezirk Trier. 
Der erste Präfekt des Saar-Departements25 war der - aus Wollmünster bei Bitche 
stammende - Baron Bexon d’Ormechville, dessen Amtszeit nur knappe drei Jahre 
gedauert hat (12.7.1800-22.4.1803). Ohne für diese Aufgabe besonders talentiert zu 
sein, war er zu ihrer Bewältigung von seinem Generalsekretär Mulot sehr abhängig, 
andererseits in Auftreten und Gesinnung ein Edelmann alter Schule, verkörperte 
also Eigenschaften, für die Napoleon stets ein Faible gehabt hat. Sein Nachfolger, 
Reichsbaron Maximilian Keppler aus Andlau im Elsaß, amtierte siebeneinhalb 
Jahre (23.4.1803^1.9.1810) und besaß daher wesentlich mehr Möglichkeiten, das 
von ihm verwaltete Departement zu prägen. Obwohl auch er dem Adel entstammte, 
hatte er doch eine unübersehbare revolutionäre Vergangenheit, da er Deputierter im 
Rat der Fünfhundert, also im Parlament der Direktorialzeit, und vorher erster 
revolutionärer Bürgermeister der Stadt Straßburg gewesen war. Als Präfekt war 
Keppler ein Verwaltungsbeamter von bemerkenswertem Talent und dazu von dem 
besten Willen erfüllt, das Wohl seines Departements zu fördern. Der dritte und 
22 Zur speziellen administrativen Gliederung des Sarraumes vgl. A. Ruppersberg (wie Anm. 13) und 
A. Ecker (wie Anm. 13), S. 145 ff. 
23 Vgl. A. Ruppersberg (wie Anm. 13), S. 278 f. 
24 Diese Regelung galt bis 1809/11, vgl. R. Ortlepp (wie Anm. 16), S. 144, Anm. 101. 
25 Zu den Präfekten und Unterpräfekten des Saardepartements vgl. K.G. Faber (Wie Anm. 14) und 
A. u. F. ECKER (wie Anm. 13), S. 145 f., besonders Anm. 47. 
285
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.