und in der Mitte lag die Herrschaft Blieskastel der Grafen von der Leyen11. Damit
überschauen wir jetzt die territoriale Gliederung des Saarraumes am Vorabend der
Französischen Revolution in ihrer ganzen Vielfalt.
Sofort nach dem Ausbruch der Revolution im Jahre 1789 zeichnete sich ab, daß das
bislang ungetrübte Verhältnis der saarländischen Territorialherren, vor allem der
Saarbrücker und der angrenzenden Fürsten zu Frankreich problematisch werden
würde. Griffen die revolutionären Wirren doch alsbald auch auf den deutschen
Saarraum über, wo es zu politisch motivierten Unruhen kam, lange bevor von
einem Krieg des revolutionären Frankreich gegen das konservative Reich die Rede
sein konnte.
II. 1792-1794
Der Ausbruch des Ersten Koalitionskrieges am 20. 4. 1792 zwischen Frankreich auf
der einen und Österreich, Preußen, Kur-Mainz und Kur-Trier auf der anderen Seite
hat auch für die Saarregion schwerwiegende Folgen gehabt. Nachdem der
Vormarsch der preußischen Armee auf Paris am 20. 9. 1792 bei Valmy gescheitert
war und die nachdrängenden Franzosen jetzt ihrerseits zum Angriff übergingen,
erreichten die Kampfhandlungen auch die Saarregion, die während der kommenden
zwei Jahre zum Kriegsschauplatz wurde.
Während der Krieg im Herbst 1792 die Pfalz, Rheinhessen und von dort her sogar
die Stadt Frankfurt ergriff, die Ende Oktober von dem französischen General
Custine erobert und für kurze Zeit gehalten werden konnte, während gleichzeitig
die Österreicher in den Niederlanden am 8./9. 11. 1792 von der Jakobinerarmee
unter Dumouriez schwer geschlagen wurden und den Franzosen Belgien überlassen
mußten, bildete alsbald die deutsche Saarregion auf Grund ihrer geographischen
Mittellage auch das strategische Zentrum des Operationsgebietes. Entsprechend
heftig und vor allem langwierig sind hier die mit wechselndem Glück ausgefochte-
nen Kämpfe gewesen, die nach dem Rückzug des Herzogs von Braunschweig im
Herbst 1792 begannen und in denen französische - unter dem Befehl der Generäle
Beurnonville und Ligneville stehende - Heereseinheiten ihre Kräfte mit österreichi¬
schen und preußischen Verbänden maßen. Schwerpunkte dieser Kämpfe waren die
zum Erzstift Trier gehörenden nördlichen Teile der Saargegend, wo die Österrei¬
cher das wichtige Trier gegen eventuell von der französischen Festung Saarlouis
her vorgetragene Angriffe decken sollten, während weiter südlich preußische
Truppen einen französischen Durchbruch in Richtung Mittelrhein abzuriegeln
hatten. Zwar vermochte General Ligneville am 14. 11. 1792 Saarbrücken zu
besetzen, jedoch gelang den Franzosen weder die Eroberung Triers hoch ein
erfolgreicher Vorstoß auf die Rheinlinie; in den beiden ersten Wochen des
Dezember 1792 wurden sie in mehreren Gefechten an der Ruwerlinie und bei
Pellingen geschlagen, indes so zaghaft verfolgt, daß Preußen und Österreicher die
Stadt Merzig erst im Sommer 1793 einnehmen konnten. Vorerst machte der Winter
1792/93 den Kampfhandlungen ein Ende, und beide Kontrahenten bezogen ihre
11 Zu Blieskastel (von der Leyen) vgl. daselbst, S. 428 f.
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