für St. Mihiel enthaltenen Besitzliste von Salonnes als Gunzoniscurtis auf59. Der alte
Besitz von St. Denis stand bezeichnenderweise 1293 zusammen mit Gossoncourt unter
der Vogtei der Grafen von Mörsberg und später ihrer Erben, der Grafen von
Zweibrücken60.
6. Filitione (Filicione C) curte AC, Filciono curte B a. 777 Or. ist zweifellos identisch mit
dem in der Königsurkunde von 775 genannten Filicione curte (Dorsualnotizen 8. Jh.
Filicione curte, 9 Jh. 2x Felicionis curte in fälschlich normalisiertem karolingischen
Latein), mit dem König Pippin schon vorher Fulrad belehnt hatte, und mit dem in dem
königlich beurkundeten Tauschakt von 781 neben Vertignécourt genannten Filicione
curte. Die Schreibweise <ti> im Fulrad-Testament A statt <ci> ist Frucht der
romanischen Palatalisierung; die Variation von [i] und [e] ist ebenfalls Reflex eines
romanischen Sprachwandels. Der Siedlungsname enthält den romanischen Personenna¬
men Felicio, vulgäre Nebenform zu Felicius (Ableitung zu Felix) wie Gallo zu Gallus,
G(e)orio zu Geor(g)ius usw61. Auch das in der Besitzliste von 1105 aufscheinende,
bisher unidentifizierte Fezzonis curtis und die Nennung villa que dicitur Fezonis curtis
in der eng verbundenen Fälschung auf Ludwig den Frommen müssen hierher gestellt
werden. Die Entwicklung aus *Felicione curte mit Assimilierung von [ki] vor Vokal
und Ausfall von sekundär vorkonsonantischem [1] ist lautgerecht62.
Die durchweg vertretene Identifizierung mit Filsdorf bei Boulay / Bolchen an der
Nied63 ist abwegig und verbietet sich schon wegen der räumlichen Entfernung dieses
Ortes vom Seillegau. Wo Filicione curte vielmehr zu suchen ist64, lernen wir aus der
Tauschurkunde von 781, die schon für das mit diesem Ort eng verbunden genannte
+Vertignécourt (Nr. 2) zu zitieren war. Es liegt nicht nur im Seillegau, sondern
unmittelbar super fluvium Salona und hier - in unmittelbarer Nähe von +Vertignécourt,
Puttigny, Amélécourt und Salonnes - müssen wir es suchen, auch wenn bisher noch
kein entsprechender Ortsname aufgefunden werden konnte.
Doch muß z. B. damit gerechnet werden, daß einige Orte in der Neugründung
Château-Salins aufgegangen sind, die bis 1715 kirchlich alternativ Filiale von Salonnes
und Amélécourt war65. Château-Salins folgte (wenigstens teilweise) einer abgegange¬
nen Siedlung namens +Courcelles, die zuerst a. 815/22 als Curcellae cum aquis salsatis
aufscheint66, dann aber a. 896 mit restituiertem Besitz für Salonnes, nämlich juxta
59 Lesort (wie Anm. 36), Nr. 60.
60 Vgl. Lepage (wie Anm. 18), II, S. 614ff.; Reichsland (wie Anm. 18), S. 352; Du Preil (wie Anm.
36), II, S. 557. 586ff. (auch zum Besitz von Salonnes in Courcelles, Seraincourt, Vertignécourt);
JUNGK, Beiträge (wie Anm. 20), S. 15.
61 M. Th. MORLET, Les noms de personne sur le territoire de l’ancienne Gaule du VIe au XIIe siècle, Bd.
II: Les noms latins ou transmis par le latin, Paris 1972, S. 51, verzeichnet neben vielen Trägem des
PN Felix auch die Ableitungen Felicis, Felicia, Felicitus. Forcellini / Perin, Bd. V, S. 608 haben
Belege für den Personennamen Felicio.
62 Vgl. u. Tabelle II auf S. 25. Die Ableitung von Fezzonis curtis verdanke ich einer freundlichen
Mitteilung von M. Pitz (Saarbrücken).
63 Vgl. o. Anm. 15f.
64 Sprachlich besser schon war der Ansatz von Th. Sanson, Notice sur Phlin, in: Jb. d. Ges. für
Lothringische Geschichte und Altertumskunde 9 (1897), S. 28ff., der mit Phlin an der Seille, a. 1158
Felis, a. 1243 Felin, a. 1463 Felain zum PN *Felice identifizierte. Die Gleichung verbietet sich
jedoch aus geographischen Gründen.
65 Dorvaux (wie Anm. 22), S. 529. J. Pauly, Une paroisse en terre d’évêché et en duché de Lorraine,
simultanément annexe de deux églises mères 1512-1715, in: Etudes d’histoire diocésaine offertes à
Mgr. J. B. Pelt, Metz 1936, S. 63-67.
66 LEPAGE (wie Anm. 18), I, S. 249; Reichsland (wie Anm. 18), S. 192; HIEGEL (wie Anm. 17),
S. 94.
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