Full text: Zwischen Saar und Mosel

kommende unweit Saarbrücken31. Wer nicht nach Santiago, sondern nach Trier, 
Echternach, Comelimünster oder Maastricht wollte, zog, weil direkt am Wege, die 
Kommende vor, sonst ging es von da nach Spital (Spittel bzw. l’Hôpital) bei St. 
Avold. Von Punkt zu Punkt gemessen, kommt man auf 20 bis 25 Kilometer 
Tagesleistung. Spittel war um 1200, also ungefähr gleichzeitig mit Vogelbach, von 
Graf Simon von Saarbrücken gegründet worden. Ganze Ketten von Hospizen 
brauchten die Wallfahrten nach Santiago und noch mehr die nach Jerusalem. Wer 
im Versprechen nach dort stand, kam aus dem Gelöbnis nur schwer heraus32. 
An der Saar geriet der Pilgerstrom ins Stocken, wenn bei Hochwasser und Eisgang 
die Fähren nicht funktionierten: Lange Zeit fehlte in Saarbrücken eine Brücke, und 
auch bei St.Arnual existierte eine Brücke eher in der Römerzeit als später. Beim 
Eisgang des Jahres 1546 saß der Kaiser (Karl V.), von den Niederlanden kommend, 
tagelang fest, was sein Gutes hatte; denn nunmehr war eine steinerne Bogenbrücke 
beschlossene Sache. Die frühere, wohl in leichterer Bauweise, ist nur durch den 
Ortsnamen ausgewiesen. 
Der Fortbestand der Römerbrücke bei St. Arnual wird als gegeben erachtet aus der 
Annahme, daß ein intakter Übergang Voraussetzung war für die Bestätigung des 
Geleitsrechts vom Jahre 1281. Freilich langte eine Fähre zur Not auch. Für 
Saarbrücken wird eine solche 1271, für St. Arnual 1557 genannt. 1863 kam unweit 
der Römerbrücke Pfahlwerk einer Holzbrücke zum Vorschein, die wahrscheinlich 
aus dem Mittelalter stammt und vielleicht mit der fürs Geleit genannten ponte 
identisch ist33. Gerade hier funktionierte ein Brennpunkt des Verkehrs, mit Vicus 
(Saravus) und Kastell zur Römerzeit und starker Straßenfrequenz auch im Mittelal¬ 
ter. Die Höhle „Heidenkapelle“ ganz nahe am dortigen Haiberg spielte dabei eine 
Rolle im Mithraskult und ging, den Erfordernissen der Riten entsprechend, 
dreischiffig ausgehauen beträchtlich in den Fels. Nur die Männer des Geheimbun¬ 
des hatten Zugang. Als Tempel und „Speläe“ gilt die Höhle seit 1923. Der Verdacht 
auf eine christliche Andachtsstätte darin bestätigte sich bei einer zweiten Ausgra¬ 
bung im Jahre 1963. Klausnerei mit Einzugsgebiet aus der Region gab sich zu 
31 H. Klein, Das Saarbrücker Spitalwesen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, in: Jahrb. f. westdeutsche 
Landesgeschichte 1 (1975). Zum Stift St. Arnual S. 181, zur Kommende S. 183 f. Auf S. 190 f. steht 
über die Neugründung eines Durchgangsspitals direkt in Saarbrücken im Jahre 1424: ... Zu eyme 
spidal und allen pilgerynen und armen luden, die des noitdurftig sind, zu einer hirbirgen .... Die 
innerstädtische Einkehr war nötig geworden, weil möglicherweise die Passage an der Römerbrücke 
nicht mehr funktionierte und das Hospiz des Stiftes dem Fremdenverkehr nicht mehr genügte. Auch 
die Deutschherrenkommende lag außerhalb der Stadt. Zu dieser: W. ZIMMERMANN, Die Kunstdenk¬ 
mäler der Stadt und des Landkreises Saarbrücken, 1932, S. 72-77 und M. Klewitz, in: Saarbrücken - 
50 Jahre Großstadt, 1909-1959, 1959, S. 55-61. 
32 Graf Johann II. von Saarbrücken, welcher ungern eine Fehde versäumte, hat wohl in Bedrängnis die 
Reise gelobt und das Gelöbnis nachher bereut. Die Unterlassung bedurfte Dispens seitens höchster 
Instanz. Also bestimmte der Papst, der Graf habe Ersatz in Gestalt eines Jakobsaltars in dessen Burg 
zu leisten. Der Hochadel gab sich auch aus politischen Gründen ganz zielstrebig dem Wallfahrtswesen 
hin. Sich in Zerknirschtheit zu brüsten, um kniefällig beliebt zu werden, gehörte zum Geschäft des 
Regierens (U. Swinarski, Herrschen mit Heiligen. Kirchenbesuche, Pilgerfahrten und Heiligenvereh¬ 
rung. Geist und Werk der Zeiten, Bd. 78, 1991). Von Polenkönig und Herzog (von Lothringen) 
Stanislaus Leszczinski (1677-1766) ist ein Bildnis überliefert, das diesen in Habit und Pose als Pilger 
Erster Klasse verherrlicht. An der Schulter erkennt man das Jakoberabzeichen. 
33 Schwingel (wie Anm. 16), S. 567. 
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