Die Jungpioniere des heiligen Bernhard waren von Weilerbettnach in Lothringen
filiiert.
Auf dem Talboden des Sumpfes kultivierten diese Bauernmönche die „Schönau“
und die „Mastau“ und machten aus der Römerwüstung „Auf des Closters Ungnade“
den Schwartzacker (Abb. 7, 6). Die Schönau lag der Grangie Bliesbrücken am
nächsten und hatte den Namen von der nahen Brücke bei der „Düne“ von Beeden.
Vogelbach, auch eine Grangie24, lag anderthalb Stunde weiter, und das dortige
Hospiz war selbstverständlich aus der Grangie gespeist. Jenem war aus gleichzeiti¬
ger Stiftung eine Kapelle beigesellt25. Somit existierte ein dreifaches Ensemble von
Klosterhof (Grangie)26, Kapelle und Hospiz. In den Urkunden kommen die drei
Einrichtungen jeweils gesondert vor. Die Kapelle, stattlich wie eine Kirche27, hat in
vielen Teilen noch den ursprünglichen Charakter und einen Turm, der sicherlich
nicht aus dem Wunsch der Mönche entstand, denn Zisterzienser wollten solche
nicht. Die nicht unbedeutende Architektur der Kapelle und deren Geschichte ist
weiter unten abzuhandeln. Zunächst interessiert das Patrozinium, und dieses lautet
auf die Apostel Philippus und Jacobus. Die beiden erscheinen als Patronatspaar
beispielsweise in Schleiden (Eifel) und Beuren (bei Trier).
Es geht aus den mir vorliegenden Druckschriften nicht hervor, ob Jacobus d. J. oder
Jacobus d. Ä. gemeint ist. Tatsächlich werden Philippus und Jacobus gern in einem
Atemzug genannt. Bei Kapelle und Hospiz an alter Landstraße erscheint natürlich
der Ältere, Pilgerheiliger, als der berufendste dafür.
Der heilige Jakob, in Spanien San Jago genannt, ist in Santiago de Compostela
begraben. Ungeheure Pilgerscharen strömten dorthin, und als Wallfahrtsziel stand
nur Jerusalem höher im Kurs. Man zählte die Pilger mit Erbsen. Die Reyssläufer
nach Santiago genossen Fürsorge in Hospizen nach geltendem Speisungsrecht. Ist
eine Kapelle an langer Straße nach Westen dem hl. Jakob geweiht und ein Hospiz
dabei, so konnte ein Pilger, sofern er ein Empfehlungsschreiben vorwies, den
sogenannten Gemeinschaftsbrief, getrost hinein. Hier in Vogelbach waren Geleit-
und Pilgerstraße eins. Letztere brauchte Hospize in Etappen. In Richtung Rhein
stand als nächstes das der Deutschordenskommende in Einsiedlerhof28, weiter das
der Prämonstratenser in Kaiserslautern29. Umgekehrt in Richtung Mosel fand der
Pilger nach etwa 20 Kilometern Unterkunft bei der Heiliggeistkirche in Fronsbach
nahe St. Ingbert30, am nächsten Tag im Stift St. Arnual oder in der Deutschordens¬
24 Neubauer (wie Anm. 11), Nr. 25: Bliesebrugke - und Vogilbach.
25 Neubauer (wie Anm. 11), Nr. 26. - Herrmann (wie Anm. 11), Nr. 93.
26 Felder, Fischteiche und eine Kornmühle gehörten dazu.
27 Auf zugebilligtes Taufrecht deutet ein noch vorhandener spätgotischer Taufstein.
28 A. Eckardt und T. Gebhard, Die Kunstdenkmäler der Pfalz, IX. Stadt und Landkreis Kaiserslau¬
tern, 1942, S. 157-160. - R. Fendler, Geschichte der Deutschordenskommende Einsiedel bei
Lautern, in: Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 55 (1986), S. 28-31.
„Die Kommende an der strata regia“.
29 Eckardt u. Gebhard (wie Anm. 28), S. 47-75, S. 48.: „... sind ein Hospital und eine Kapelle der
heiligen Katharina im monasterium hospitalis sancte Marie in burgo nostro apud Lutraum“. Das
Heilig-Gest-Hospital war von Friedrich I. Barbarossa gestiftet worden.
30 Hl. Geisthospiz Geistkircherhof der Pfarrei Fronsbach. W. Krämer, Geschichte der Stadt St. Ingbert,
I, 1955, S. 76 f. u. 90. Die Station kommt bei Fendler nicht vor (wie Anm. 28), S. 25.
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