Damals lief der Handel und Wandel sehr wohl, nur der Pilgerverkehr stockte. Unter
den reformatorischen Vorkämpfern des Zweibrücker Geleits hatte ein Reyssläufer
weder nach Compostela noch nach Maastricht eine Chance. Einstmaliges Hospiz in
Vogelbach war nur noch Hülse, wie ebenso das Kloster der betreuenden Mönche in
Wörschweiler. Wir versetzen uns in eine Zeitspanne, als der Pilgerstrom noch
flutete und von klösterlichen Hospizen umsorgt und genährt war. Es geht um
Vogelbach.
Das Saarwerdener und Homburger Geleit berührte den Ort, kurz bevor dieses in
Mühlbach, heute Bruchmühlbach, endete und den Herren von Sickingen zukam.
Nachricht darüber ist in einer spätestens aufs Jahr 1212 zu datierenden Urkunde,
wonach das von den Grafen Volmar von Saarwerden und Dietrich von Homburg
gestiftete Hospiz zu Vogilbach von dem Konvent der Zisterzienserabtei Wörsch¬
weiler zu betreiben sei22. Was sind Zisterzienser? und die von damals gewesen!
Professor Herrmann beschäftigte sich einmal mit ihnen im speziellen23. Was sie im
allgemeinen darstellten, paßt in der Wucht und Wesenheit des Ordens kaum in ein
Brevier. Und dennoch in Kürze.
Die Mönche von Sacer Ordo Cisterciensis, eigentlich Benediktiner strenger
Observanz, pflegten in versumpften Tälern Klöster zu gründen, um den Boden zu
kultivieren, der Bevölkerung Entwicklungshilfe zu leisten und sich den Himmel zu
verdienen. Sie verstanden sich auf Wasserbau aller Art, Mühlenbetrieb und
Teichwirtschaft, Veredelung des Nutzviehes und der Obstbäume. Sie schmiedeten
Eisen und bauten Brücken. Sie wirtschafteten auf dem System verstreuter Höfe,
Grangien genannt, und hielten nicht viel von Zelebration und Fahnenschwingen. Ihr
Kirchenbau entbehrte des Turmes und überschüssigen Ornamentes. Ein Dachreiter
genügte. Schlicht im Rechteck ein Chor, wo am Hauptaltar Maria und an den
Nebenaltären vorzugsweise Johannes d. T. und der heilige Bernhard, Promotor des
Ordens, verehrt wurden. Priestermönche (Professen) und Brudermönche (Konver-
sen) lebten streng getrennt voneinander mit gemeinsamer Pforte nur im Tod. Sie
starben durchweg in jungen Jahren an den Krankheiten des Sumpfes und der
Kasteiung, hatten reichlich Novizen in den Todesstapfen und konnten somit von
Kloster zu Kloster in rascher Folge filiieren bis hin zur Weichsel. Der jeweilige
Gründungstrupp, zwölf Mönche mit designiertem Abt, faßten Fuß „in Tal und
Einsamkeit“, in Wörschweiler jedoch ausnahmsweise auf einem Berg (Abb. 7, 9),
wo vor ihnen bergbesiedelnde Benediktiner saßen, die nicht hielten, was sie
versprochen hatten, worauf die Saarwerdener Stiftergrafen betreffendes Hornbacher
Priorat in eine zisterziensische Abtei umwandelten. Das geschah im Jahre 1170.
22 Neubauer (wie Anm. 11), Nr. 28. - Herrmann (wie Anm. 11), Nr. 93.
23 Die Quellen zur Geschichte des Klosters Wörschweiler sind in dem Regestenband von Neubauer
(wie Anm. 11) publiziert. Die ortsgeschichtliche Literatur ist ausgiebig bibliographiert von B. H.
BONKHOFF, Die Kirchen im Saarpfalz-Kreis, 1987, S. 250 f. Aus Anlaß „850 Jahre Kloster
Wörschweiler“ wurden die vortrefflichen Beiträge abgedruckt: 1. H.-W. HERRMANN, Gründung,
Aufstieg und Niedergang des Klosters Wörschweiler, 2. J. A. SCHMOLL gen, Eisenwerth, Wie sah
die mittelalterliche Baugruppe auf dem Wörschweiler Klosterberg aus?, beides in: Kloster Wör¬
schweiler 1131-1981. Homburger Hefte (1981). Hinzu: A. KOLLING, Die Klosterruine Wörschweiler
nach alten Veduten, in: ZGSaarg. 41 (1993), S. 95-104 u. 344-348. - Ders., Der „Römerhügel“ von
Wörschweiler, in: Ber. d. Staatl. Denkmalpflege im Saarland 16 (1969), S. 7-21.
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