Gotteslohn verabreichte nach der Andacht am Kapellenaltar des betreffenden
Hospizes die berühmte Jakoberkanne voll Wein - einen guten Schoppen - (Abb. 1,
l)4, hinzu ein Pfund Brot und Suppe. Das war in gut geführten Hospizen der
Verpflegungssatz. Diese nun standen an den Straßen mit Netz nach allen Seiten.
Reichs- bzw. Geleitstraßen dienten über weite Strecken auch den Pilgern, gingen
linksrheinisch über versunkenem Pflaster aus der Römerzeit und schon damals
kreuz und quer im Westrich der Gegend „Saarpfalz“ im östlichen Saarland. Bei
Homburg wurde eine bedeutende gallorömische Siedlung entdeckt, kein Municipi¬
um zwar und städtisch dennoch in allen Fasern, wo das Straßenwesen eine
erhebliche Rolle spielte. Der dortige Fernverkehr, mit Brücke zweifellos über das
Flüßchen Blies, ballte sich nicht etwa in der Stadt selbst - hieß angeblich Romagna
alba -, sondern aus Gründen der Geländebeschaffenheit und geographischen
Vor|aben auf der „Düne“ von Beeden, wo das Tal, nördlich und südlich von ihr
sehr breit, damals sumpfiger als heute, plötzlich einschnürt und eine dortige Brücke
Funktionsgefüge mit vielbefahrenem Verkehrskreisel hatte. Recht zutreffend ist die
Situation in einer älteren Abhandlung wie folgt geschildert: „. . .liegt (Beeden) wie
auf einem Boden und Keil, der in den Wald getrieben war. Sonst Brüche und
Weiher und Morast“. Es ging überkreuz mit den Hauptstrecken von Divodurum
(Metz) nach Borbetomagus (Worms) und Mogontiacum (Mainz) sowie von
Augusta Treverorum (Trier) nach Argentoratum (Straßburg)5 (Abb. 7, 5), und all
das beherrscht von dem Tempelheiligtum des Merkur am Berg (Abb. 7, 7), wo ein
steinernes Votivbild des von Maultieren gezogenen Packwagens zum Vorschein
kam.
Die vizinalen Landstraßen in dem gut kultivierten Bliesgau, die Wege am Fluß,
profitierten von dem Knotenpunkt. Für kontinuierlichen Betrieb ins Mittelalter
spricht die keltische Sprachwurzel des Ortsnamens Beeden, der als gallo-römischer
einzig überlieferter in dieser Region ist6. Römerzeitliche Siedlungsfunde bestätigen
die etymologische Ableitung. Ein spätantiker Burgus bei Zweibrücken-Niederauer-
4 Die Kannen sind selten. Das abgebildete Exemplar ist im Weinmuseum des Cusanus-Stiftes in
Bernkastel-Kues ausgestellt. Ein großes Bruchstück von einer Kanne ähnlichen Zuschnitts und wohl
gleicher Zweckbestimmung fand sich in der christlich-sakralen Höhle „Heidenkapelle“ am Haiberg in
Saarbrücken (siehe Anm. 35). Grautonige, geriefelte Ware aus der Zeit um 1400. Eine sehr schöne
„Jacoba-Kanne“ {Siegburger Steinzeug) aus dem 15. Jahrhundert hat breit gewulsteten Fuß und
eingedrückte Bildmarken. Gelbes Geschirr mit Salzglasur im Kölnischen Stadtmuseum.
5 A. KOLLING, Die Römerstadt in Homburg-Schwarzenacker, 1993, S. 23, 34, 51 u. 141 mit Abb. 1 u.
3; F. Sprater, in: W. Winkler (Hrsg,), Pfälzischer Geschichtsatlas, 1935, Karte 4
6 „Beeden“ kommt von (kelt.) Graben, Kanal, kleiner Bach. Im Zusammenhang mit der Toponomie
spricht auch das dortige frühe Patrozinium der Kirche - Remigius - nicht nur für Namenkontinuität,
sondern Kontinuität in der Besiedlung selbst. Der Ort war Ansatzpunkt für die älteste kirchliche
Organisation im Raum Homburg (M. Buchmüller, W. Haubrichs und R. Spang, Namenkontinu¬
ität im frühen Mittelalter. Die nichtgermanischen Siedlungs- und Gewässernamen, in: ZGSaarg. 34/35
(1986/87), S. 77 f.).
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