Alfons Kolling
EIN HOSPIZ UND DIE BRÜCKEN DER GELEITSTRASSE IM RAUM
Homburg/Saar
Das Wesen der Geleitstraßen und ihre Realität sind dem Jubilar schon immer ein
Thema, und noch am 23. Oktober 1992 hielt Hans-Walter Herrmann darüber einen
Vortrag unter der Überschrift „Geleitstraßen zwischen Oberrhein, Mosel und Saar“.
Eine von diesen brauchte in Saarbrücken eine Brücke, dann eine bzw. zwei über die
Blies bei Homburg und dann keine nennenswerte mehr bis zum Rhein. Je weniger
Brücken eine Straße brauchte, desto beliebter war sie bei den Fuhrleuten. Aus
Wassergewalt, Kriegsunbill und Mangel an baulicher Unterhaltung sind diese nicht
selten abgängig gewesen. Auch das leidige Brückengeld war ein wunder Punkt in
der Freizügigkeit des Verkehrs, so beklagt bereits in der Antike und noch häufiger
im Mittelalter. Wenigstens die Straßenwacht funktionierte bei den Römern gebüh¬
renfrei. Andererseits verdiente der Fiskus am portorium (Durchgangszoll)1 ganz gut
und auch die örtlichen Behörden mit Wege-, Brücken und Torgeldern. Anscheinend
kamen die Einnahmen gerade bei den Römern dem Verkehr wiederum zugute. Das
Pferd lief leichten Hufes und brauchte im allgemeinen keinen Beschlag. Das spricht
für eine Straßendecke mit wenig Reibung. Beispielsweise die Strecke von Kirkel
nahe Homburg zum Rhein muß recht befahrungstüchtig gewesen sein (der
Ortsname Kirkel kommt von „rund“ und den früheren Römern im Land). Ein dort
in Kirkel-Eschweiler Hof fabriziertes zerbrechliches Tongeschirr, Terra-Sigillata
genannt, wird häufig im Dekumatland, besonders in den Vororten der Kastelle des
Limes gefunden2. Diese empfindliche Ware vertrug Gerüttel nicht, weswegen die
Straßendecke glatt und weich sein mußte. Benefiziarier, abkommandierte Gefreite,
und auch höhere Chargen der Truppe standen bei den Zollbüros, saßen am
Schreibpult oder hielten den Reisenden die Räuberei vom Hals3. In hospices und
mutationes nahmen die Reisenden Unterkunft und die Postfahrer frische Pferde.
Beamte der cura viarum sorgten für die Instandhaltung der Straßen.
Im Mittelalter kümmerten sich Mönche für den Benefiz an armseligen Reyssläufern
und besonders für die Pilger zu fernen Heiligengräbern. Samariterdienst galt zumal
den Erkrankten, wohlgeübt den Fußkranken. Der Betreuer und soziale Arbeiter um
1 RE, 43. Halbband (1953), Portorium (F. Vittinghoff).
2 R. KNORR und F. SPRATER, Die westpfälzischen Sigillata-Töpfereien von Blickweiler und Eschweiler
Hof, 1927, Taf. 98 u. 99.
3 RE, 5. Halbband (1953), Beneficiarius (v. Domaszewski).
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