kuriosen Blätterbasen. Diese Säulen tragen das Gebälk aus einer geschrägten und
einer gekehlten Platte.
Doch was beinhaltet nun dieser Rahmen? Dem wird ein hochovales Feld einbe¬
schrieben, das quergeriffelt erscheint und an dessen Rand ein Blättchenkranz
verläuft. Davor spannt sich in der Mitte zwischen vier Halterungen aus Beschlag¬
werk das Halbfigurenbildnis des Grafen Albrecht in einem hochovalen, lorbeer¬
blattverzierten Rahmen. Der Graf, hinter einer Brüstung stehend, wendet sich im
Halbprofil nach heraldisch rechts, trägt einen Brustharnisch mit Halsperge, Arm¬
schienen, Schulterschutz. Er legt seine Linke auf den Helm mit Visier, die Rechte
faßt den in einer Scheide gesteckten Degen, den er auf die Brüstung stemmt.
Den Sockel des Epitaphs bildet eine Tafel mit dem Namen36 und Titel des Grafen;
ganz unten als Abschluß ein Täfelchen mit dem Sterbedatum 1594, statt 1593, und
einer kleinen Maske. Als Aufsatz, Bekrönung des Monuments, erscheint oben das
Wappen in einem runden Blätterkranz. Leichtfüßige Genien halten in einer Hand
Palmenzweige, mit der anderen den Wappenschild. Ganz oben thront ein Engel mit
ausgebreiteten Flügeln. Zuseiten oben wie unten neben dem Wappen bzw. der Tafel
sitzen die vier Evangelisten, erkenntlich an ihren Symbolen. Unten heraldisch links
Matthäus mit dem Engel, rechts Markus mit dem Löwen, oben links Lukas mit dem
Stier und rechts Johannes mit dem Adler. Sie füllen die Zwickel des Epitaphs aus.
Und eben das tun die vier Engel in den Eckzwickeln des Rahmens und des großen
Ovals auch. Allenthalben, besonders an den Flanken, ziert kräftiges Rollwerk das
Wanddenkmal, so daß es insgesamt rings eine harmonisch bewegte Silhouette
ergibt.
Die schwer leserliche Inschrift oben besagt u. a. „.. .COMES IN NASSAW
SARBRUCK“. Ob das ganze Feld beschriftet werden sollte und man es nur bei
dieser Andeutung beließ und die Strichelung Schrift bedeuten sollte, oder ob die
Strichelung nur die Riffelung des Feldes bedeutet, mag dahingestellt bleiben. Die
untere Tafel nennt auf Lateinisch „ALBERTUS COMES IN NASSAW:
SARBRVG SARWERD DOMINUS IN LAHR“.
Man kann fragen, warum von drei Entwürfen für das Grabdenkmal des Grafen
Albrecht, einer Tumba, vermutlich eines Tischgrabmals, und eines Epitaphs, die
schlichte Tumba realisiert wurde und keiner der beiden anderen, die doch
wesentlich interessanter und aufwendiger waren. Sollten es Kostengründe gewesen
sein, welche die Familie des Grafen und die Regierung veranlaßten, sieh derart zu
bescheiden? Denn die Grafschaft Ottweiler war keineswegs sehr vermögend. Oder
fand man keinen geeigneten Bildhauer für die zahlreichen skulpturalen Arbeiten an
dem anzunehmenden Tischgrabmal mit dem Gisant, den Engeln, den Wappentart-
schen, den Löwen und den Säulen oder dem Epitaph mit dem Reliefbildnis des
Grafen, den Genien, den Engeln, den Evangelisten und dem Dekor? Oder waren es
konfessionelle Gründe, die von dem großen Aufwand eines solchen Tischgrabmals
oder eines derartigen Bildnisepitaphs abrieten? Denn Ottweiler war streng evange¬
lisch. Andererseits fällt auf, daß gerade für Graf Albrecht drei Grabmalentwürfe
36 Hier wird er Albertus genannt, weil es im Lateinischen keine passende Übersetzung für Albrecht
gibt.
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