Den tragen nämlich zwei knieende Atlanten auf ihrem Nacken und mit den
Händen24. Das erinnert wiederum an menschliche Figuren, welche Tote tragen, wie
an dem ergreifenden, ganz von Trauer gestimmten Tischgrabmal des Grand
Sénéchal de Bourgogne, Philippe Pot (f 1494), einst in Citeaux, jetzt im Louvre,
vollständig aus Schwarzmarmor gearbeitet. Acht verhüllte Adelige, kenntlich an
ihren Wappenschilden, tragen mit ihren Schultern den Toten auf der Bahre25.
Verwandt ist das Tischgrabmal des hl. Roman (f 1510) in der Kapelle von
Lacronan. Pleurants begleiten knieend die auf Stützen stehende Platte, auf welcher
der Heilige ruht26.
Vorläufer war möglicherweise Jahrhunderte früher das ebenfalls von sechs in
Trauergewänder gehüllten Pleurants getragene Tischgrabmal des Grafen Guy de
Forez IV. (t 1239) in der Kirche von Montbrison. Auf der Trage liegt der Gisant als
Relieffigur, umgeben von vier kleinen Engeln27.
Der sei. Abt Erminold (t 1121) erhielt 1283 ein künstlerisch bedeutendes
Tischgrabmal in der Klosterkirche von Prüfening. Die Figur ruht auf umschrifteter,
an den Rändern abgeschrägter Platte, die auf vier Säulen liegt, die auf einer
Bodenplatte stehen28. Der Bildhauer Wölflin von Rufach schuf das Tischgrabmal
der Grafen Philipp (t 1332) und Ulrich (t 1344) von Werd in St. Wilhelm zu
Straßburg. Die Figuren der Brüder ruhen übereinander. Die obere Platte tragen zwei
sitzende Löwen. Dieses Grabmal ist insofern ein Kuriosum, als die untere Platte
nicht dem Transi sondern dem Bruder gewidmet ist29.
Bei Tischgrabmälem liegt unter dem lebend gedachten, oft schlafenden oder
betenden Verstorbenen zumeist der Transi, derselbe wie oben, aber nun in wirklich
toter, oft verweslicher Gestalt. Als Beispiele hierfür seien nur genannt die
Tischgrabmäler des Bischofs Richard Fleming (f 1431) in der Kathedrale von
Lincoln und des John Fitzalan (f 1435) in der Kirche von Arundel (Sussex)30.
Ludwig Juppé meißelte 1516 aus Alabaster das Tischgrabmal für Landgraf
Wilhelm II. (f 1509) in der Elisabethkirche zu Marburg/Lahn. Französische
Vorbilder mögen dabei maßgebend gewesen sein. Denn oben ruht im Gebet der
Gewappnete, darunter der von Schlangen, Würmern und Kröten zerfressene
Leichnam, schon skelettiert hinter tartschenbesetzten Pfeilerarkaden31.
Die Herv. Kerk von Vianen in den Niederlanden birgt das Tischgrabmal des
Reinmoud van Brederode (t 1556), seiner Frau Philippote van der Marek (f 1537).
Oben das Ehepaar mit Engelfiguren auf Renaissancesäulen und -pfeilern, unten
24 Panofsky (wie Anm. 9), S. 48, fig. 182.
25 Hamann-Mac Lean (wie Anm. 10), S. 100, 114, Abb. 7. Antoine le Morturier zugeschrieben;
Kleinclausz (wie Anm. 17), Abb. nach S. 144.
26 Schreckenberg (wie Anm. 12), S. 137, Abb. 295.
27 Franzius (wie Anm. 13), S. 199, Abb. Anderenorts wird berichtet, das Tischgrabmal sei von Löwen
getragen worden.
28 Panofsky (wie Anm. 9), S. 54, 27 fig. 68.
29 Panofsky (wie Anm. 9), S. 54, fig. 208, gibt für den Tod Ulrichs 1334 an. W. Hotz, Handbuch der
Kunstdenkmäler im Eisass und in Lothringen, 3. Auf]., Darmstadt 1976, S. 269; V. BEYER, La
sculpture Strasbourgoise au quatorzième siècle, Strasbourg, Paris 1955, S. 21-26, Abb. IX.
30 Panofsky (wie Anm. 9), S. 64, fig. 261, 262. The Buildings of England, Sussex 1970, S. 30.
31 E. Leppjn, Die Elisabethkirche in Marburg an der Lahn, Königstein 1974, S. 75, Abb.
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