unternommen hat34. Viglius und sein Studienfreund Georg Sigismund Held
(1516-1565), der in der Reichskanzlei tätig war, angeblich schon seit 1547 als
Reichsvizekanzler, waren die treibenden Kräfte für mehrere Aufträge an Könritz,
die auch die Fragen des Territoriums von Verdun betrafen. Im Juli 1549 reiste
Konritz von Brüssel aus über Luxemburg und Diedenhofen nach Toul und
anschließend nach Verdun, wo er sich mindestens bis zum 6. August aufhielt. Sein
Auftrag war, in Verdun nach archivalischen Unterlagen für die Zugehörigkeit von
Verdun zum Reich zu forschen. In kurzer Zeit konnte er von zahlreichen Urkunden
beglaubigte Abschriften anfertigen lassen. Die Rückreise führte über Nancy.
Begleitet war Konritz zeitweilig von dem Generalrentmeister in Luxemburg, dem
Grafen Nikolaus von Lothringen-Vaudemont.
Unmittelbar nach seiner Rückkehr fertigte Konritz einen umfangreichen Bericht zu
den aus Verdun beschafften urkundlichen Unterlagen an. Der Bericht enthält auch
Bemerkungen über mündlich eingezogene Erkundungen und besorgte Urteile über
die Gefährdung der Reichsgrenze. Das urkundliche Material sollte die seit
Jahrhunderten bestehende Zugehörigkeit der einzelnen Herrschaftsgebiete zum
Reich belegen, zugleich aber auch auf ihre Gefährdung durch die Expansionspolitik
der französischen Könige hinweisen. Konritz hob besonders hervor, daß die
französische Forderung nach der Maasgrenze historisch und politisch unbegründet
war. Lothringen hatte seit alten Zeiten Besitz westlich der Maas, wie umgekehrt
Frankreich Besitz östlich der Maas hatte. Die eigentliche Grenze sei im Waldgebiet
der Argonnen verlaufen. Das zu verdeutlichen hat Konritz seinem Bericht eine
„Tafel“ beigefügt (Abb. 2). Für den mittleren Abschnitt, um Clermont-en-Argonne,
das zu dieser Zeit gerade Gegenstand eines Rechtsstreits vor dem Pariser Parlament
war, habe der Generalrentmeister von Luxemburg, so berichtet Konritz, eyn ander
Tafel gemacht.
Der umfangreiche Bericht von Konritz ist in den Papieren des Viglius in Abschrift
erhalten. Abschriften des beigebrachten Urkundenmaterials gelangten auch nach
Wien in die Reichskanzlei und damit in das Haus-, Hof- und Staatsarchiv. Nach
Wien gelangte auch die Kartenskizze des Konritz, während die des Generalrentmei¬
sters für Clermont-en-Argonne (das „Clermontois“) verschollen ist. Wichtig ist, daß
eine Zusammenfassung des Berichts in französischer Sprache, die zugleich eine Art
von Beschreibung der Konritzschen Karte ist, bei der Göttinger Abschrift des
Konritzberichtes beiliegt, die zugleich auch eine Anleitung zur politischen Auswer¬
tung des Urkundenmaterials bringt35. Der Diktion nach könnte Viglius der
Verfasser sein.
Die Karte von Konritz mißt 42 x 59 cm. Ein Titel wird nicht gegeben. Der Norden
ist auf der rechten Seite, doch ist die Zeichnung so schematisch, daß von einer
geodätischen Orientierung nicht die Rede sein kann. Auch einen Maßstab zu
berechnen, erscheint wenig sinnvoll, da entferntere Landschaften in den Randzonen
34 MEYER (wie Anm, 6), Zuichemiana Göttingen, Bd. 8, fol. 269r-282v, daran anschließend Extrait de
la relation_fol. 283-286. - O.v. MiTlS, Eine Archivreise nach Verdun 1549 im Kampf der
Reichsregierung um die Westgrenze, in: Elsaß-Lothringisches Jahrbuch 19, Frankfurt 1941, S.
159-204.
35 Zitiert bei v. MiTlS (wie Anm. 34), S. 165. Erwähnung der Karten bei Konritz, fol. 276v.
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