nach Madrid übersandt, Viglius nicht mehr erlebte. Sein Ansehen - und wohl auch
seine Kompetenz - brachte Sgrooten mit der Widmung der Reinschrift an Philipp
II. zum Ausdruck. Es rundet das Bild dieser Beziehung ab, daß Viglius einige
Karten von Sgrooten in ihrer handschriftlichen Fassung erhalten hat.
Als Jacobus von Deventer 1575 in Köln verstarb, mußte Viglius unmittelbar
eingreifen, um das geheim zu haltende Karten- und Planmaterial sicher zu stellen18.
Der Rat der Stadt Köln wußte um die politische Bedeutung des Auftrags von
Deventer und wandte sich an Viglius, der dann für die Sicherstellung und den
Abtransport des Deventerschen Nachlasses sorgte. Viglius selbst nahm drei Bände
der Deventerschen Pläne in Verwahr. Dort befanden sie sich auch noch bei seinem
Tode 1577. Kein geringerer als Don Juan d’Austria, der Statthalter in den
Niederlanden, sorgte bei Viglius’ Tod für die Sicherstellung und Inventarisierung.
Ob Don Juan selbst noch den Transport nach Madrid durchführen ließ oder einer
seiner Nachfolger, ist eine noch ungelöste Frage. Jedenfalls befinden sich zwei der
beschriebenen Bände mit den fertigen Planzeichnungen in Madrid. Von einem
weiteren, offenbar verloren gegangenen Band konnten die Entwurfsblätter in
Brüssel festgestellt werden; er umfaßte die südlichen Provinzen der Niederlande,
Brabant, Limburg und Luxemburg. So sind die Pläne von Luxemburg, Echternach,
Bitburg, Arlon, Diedenhofen, Damvillers und Montmedy im Entwurf erhalten19.
Ihre Gestaltung entspricht der einheitlichen Darstellungstechnik, die Deventer für
alle niederländischen Stadtpläne anwandte: Alle Pläne sind genordet und in einem
Maßstab von ca. 1:7 500 gezeichnet. Alle Pläne sind in einer Art Militärperspektive
gezeichnet, Stadtmauern, Straßenzüge und Gebäude werden sorgfältig wiedergege¬
ben.
Es stellt sich die Frage, ob nicht auch Mercator von Viglius mit kartographischen
Aufträgen bedacht worden ist. Die Wahrscheinlichkeit spricht gegen eine solche
Vermutung. Nach seiner Übersiedlung von Löwen nach Duisburg (1552) kam
Gerhard Mercator wohl kaum noch für Regierungsaufträge seitens der spanischen
Regentschaft in den Niederlanden in Frage. Gerhard Mercators Sohn Arnold ist
zudem etwa seit 1558 mit der Aufnahme der Ämter von Kurtrier beschäftigt20. Die
Vermutung liegt nahe, daß der Kurfürst von Trier damit nachholen ließ, was auf der
belgisch-luxemburgischen Seite durch die beiden Surhonius, Vater und Sohn, schon
durchgeführt worden war, die Landesaufnahme von Luxemburg (1551) und der
Grafschaft Namur (1555). Ob Sgrooten später bei seinem Atlas auf die zunächst ja
nur im Manuskript vorliegenden Mercatorkarten zurückgreifen konnte, erscheint
zweifelhaft angesichts der gerade für die Mosel und Saar betreffenden Blätter
18 van T HOFF (wie Anm. 16) S. 22f. und 41—49.
19 Atlas des villes de la Belgique (Deventer 1884— 1924), hrsg. von Ch. Ruelens, E. Ouverlaux und J.
van den Ghein.
20 Für Arnold Mercators Aufnahmen der kurtrierischen Ämter: Erhalten sind neben den Übersichtskarten
für das Obere und das Untere Erzstift nur beglaubigte Kopien a.d. 18. Jahrh. (Stadtbibliothek Trier
und Staatsbibliothek Kartensammlung, Berlin). P. H. MEURER, Les fils et petits-fils de Mercator, in:
M. Watelet (Hrsg.), Gérard Mercator Cosmographe, Antwerpen 1994, S, 372-385, besonders S.
372-377.
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