nicht sonderlich gut plazierte Füße dieses Pferdes aber schwarz. Dem jungen
Wenzel konzedierte der Maler in beiden Szenen nur ein hellbraunes Roß. Wie diese
Widersprüche zwischen den Angaben von C und M sowie die zwischen C und den
Miniaturen zu erklären sein könnten, welcher der Farbangaben - noir oder mele -
der Vorzug zu geben ist, soll erst später erörtert werden.
Eine Verwechslung unterlief dem Verfasser von M wahrscheinlich bei der
Verwendung einer Liste mit den Namen von fürstlichen Teilnehmern an einem
Essen, das am Dienstag, dem 5. Januar, stattfand: Er bezog die Liste auf das Diner
(am Mittag), während sie aller Wahrscheinlichkeit nach zum Souper am Abend
dieses Tages gehörte31. Demgegenüber stimmen C und M bei der Aufzählung der
fürstlichen Teilnehmer des großen Diners von Epiphaniasfest sowie deren Sitzord¬
nung genau miteinander überein, desgleichen in der Notiz, daß der Kaiser an den
voraufgegangenen Tagen nicht zu den öffentlichen Essen erschienen war.
Gravierende Unterschiede zwischen den beiden Berichten betreffen vor allem zwei
Vorgänge:
(1) Nach C schickt König Karl V. dem Kaiser seine Brüder, die Herzoge von Berry
und Burgund, den Grafen Jean von Harcourt, den Erzbischof von Sens und den
Bischof von Laon entgegen, um den Oheim in seinem Namen zu begrüßen und
nach Senlis zu geleiten, was am 1. Januar auch geschieht32. Dann folgt noch Karls
V. Schwager, der Herzog von Bar, der dem Kaiser am 2. Januar in Louvres
begegnet. Nachdem der Kaiser in St.-Denis angekommen ist, reiten die Brüder des
Königs und einige Prälaten nach Paris zurück. Nach seinem Aufbruch von
St.-Denis am Morgen des 4. Januar wird der Kaiser zwischen dem Kloster und dem
Ort La Chapelle vom Prévôt von Paris, dem chevalier du guet (dem Polizeichef),
sowie dem prévôt des marchands der Stadt feierlich begrüßt33. Begleitet waren
diese von einer großen Menge von sergens und von Bürgern der Stadt. In der vom
prévôt des marchands gehaltenen Ansprache wird der Kreis dieses Empfangskomi¬
tees noch einmal umschrieben: Es handelte sich um officiers du Roy à Paris, um
den prévôt des marchands und um die bourgeois der bonne ville de Paris. Der
Aufbruch des Königs und seiner Eskorte aus dem Palais Royal erfolgt erst zum
Zeitpunkt dieser Begrüßung des Kaisers durch seine Beamten und die Bürger von
Paris. Zur Eskorte König Karls gehören u. a. die auch vom Verfasser des
Memorandums genannten Herzoge von Berry, Burgund, Bourbon und Bar34. Die
Begegnung mit dem Kaiser und dessen förmliche Begrüßung erfolgen auf der
Straße zwischen La Chapelle und dem damals allgemein bekannten moulin à
vent.
Nach M reiten dem Kaiser zunächst 2 000 bis 2 220 Bürger von Paris entgegen,
denen 100 bis 120 nicht näher gekennzeichnete sergens voranziehen. Außer diesen
beiden Gruppen werden noch die vier von C als Begleiter des Königs erwähnten
Herzoge genannt, die gemäß M nach den sergens, aber zunächst ohne den König
31 Die Liste in der Chronique (wie Anm. 2), S. 226.
32 Chronique, S 201 ff.
33 Chronique, S. 227 f. Vgl. die kommentierenden Bemerkungen von Delachenal (wie Anm. 2). Bd 5,
S. 78 ff.
34 Chronique, S. 212.
105