Full text: Stadtentwicklung im deutsch-französisch-luxemburgischen Grenzraum (21)

(HW2, S. 95). Eine zusätzliche Klassifikation nach Berufen ergab für die Arbeiter die 
ungünstigsten Resultate, Aber, so sagte die Kommission, es waren "auch bei den 
bessergestellten Berufsgruppen die Bewohner der Wohnungen mit unzureichendem 
Luftraum noch sehr zahlreich vertreten" (HW2, S. 98). 
Der benötigte Luftraum in den Schlaf- bzw. Wohnzimmern hängt natürlich auch 
davon ab, wieviele Betten in diesen Zimmern stehen, wieviele Stunden am Tag diese 
Betten belegt sind und wieviele Personen ein Bett teilen. In Düdelingen betrug die 
durchschnittliche Belegung 1,7 Personen pro Bett (HW2, S. 104), ein Wert, der von 
der Kommission als bedenklich bezeichnet wurde: "Im allgemeinen stellen wir fest, 
daß die obigen Durchschnittszahlen viel zu hoch sind, und den hygienischen und 
moralischen Anforderungen nicht mehr entsprechen; denn um zu solch hohen Durch¬ 
schnittszahlen zu gelangen, müssen viele Betten von 3 und sogar von mehr Personen 
benutzt werden. Dies will jedoch nicht sagen, daß alle Betten gleichzeitig von einer 
solchen Zahl Personen benutzt werden. Der Tag und Nacht durchgehende Betrieb in 
der Eisenindustrie verlangt sowohl Tag- als Nachtarbeiter, sodaß die aus der einen 
Schicht heimkehrenden Arbeiter, die von den Arbeitern der andern Schicht eben 
verlassenen Betten, ohne daß diese einmal kalt werden, sofort wieder in Anspruch 
nehmen" (HW2, S. 50). 
In diesem Zusammenhang erörterte die Kommission auch das Problem des Kost- und 
Schlafgängerwesens: "Daß die Bewohner der Mietwohnungen einen Teil ihrer Schlaf¬ 
zimmer an Fremde wieder abtreten, um durch das zu besorgende Mobiliar und die zu 
leistende Arbeit einen kleinen Nebenverdienst zu haben, ist verständlich. Wenn 
jedoch diese Platzabtretung so weit geht, daß Fremde in die Schlafzimmer der 
Familienangehörigen aufgenommen werden und sogar [...] bisweilen dasselbe Bett 
teilen, so sind diese Zustände direkt als verwerflich zu bezeichnen" (HW2, S. 51). 
Wohnungen mit Kost- und/oder Schlafgängern waren in der Gemeinde sehr ver¬ 
breitet, denn in 22 % aller Wohnungen wurde diese Art des Nebenverdienstes 
genutzt. Dabei stach wiederum das Viertel "Italien" hervor: Dort wurden in fast 42 % 
der Wohnungen mit fast 65 % der Einwohner Fremde beherbergt und/oder beköstigt 
(HW2, S. 109). Je höher die Anzahl der Zimmer, desto größer die Anzahl der Woh¬ 
nungen mit Fremden. 19 % der Eigentums- und Dienstwohnungen sowie 24 % der 
Mietwohnungen waren davon betroffen. Im "Italien"-Viertel wohnten in diesen 
Mietwohnungen im Durchschnitt 11,2 Personen (HW2, S. 109). Das Kost- und 
Schlafgängerwesen war im übrigen ein fast rein männliches Problem: Nur 9 weibliche 
Zimmermieter oder Pensionäre wurden in Düdelingen angetroffen (HW2, S. 112). 
Die Bemerkung der Kommission, daß "durch Nichtaufnahme von Schlafgängern die 
Zahl der Wohnungen mit unzureichendem Wohnraume mindestens um ein Drittel 
vermindert werden" könnte (HW2, S. 110), ließ allerdings die Frage offen, wo man 
diese Schlafgänger dann untergebracht hätte. 
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