(HW2, S. 95). Eine zusätzliche Klassifikation nach Berufen ergab für die Arbeiter die
ungünstigsten Resultate, Aber, so sagte die Kommission, es waren "auch bei den
bessergestellten Berufsgruppen die Bewohner der Wohnungen mit unzureichendem
Luftraum noch sehr zahlreich vertreten" (HW2, S. 98).
Der benötigte Luftraum in den Schlaf- bzw. Wohnzimmern hängt natürlich auch
davon ab, wieviele Betten in diesen Zimmern stehen, wieviele Stunden am Tag diese
Betten belegt sind und wieviele Personen ein Bett teilen. In Düdelingen betrug die
durchschnittliche Belegung 1,7 Personen pro Bett (HW2, S. 104), ein Wert, der von
der Kommission als bedenklich bezeichnet wurde: "Im allgemeinen stellen wir fest,
daß die obigen Durchschnittszahlen viel zu hoch sind, und den hygienischen und
moralischen Anforderungen nicht mehr entsprechen; denn um zu solch hohen Durch¬
schnittszahlen zu gelangen, müssen viele Betten von 3 und sogar von mehr Personen
benutzt werden. Dies will jedoch nicht sagen, daß alle Betten gleichzeitig von einer
solchen Zahl Personen benutzt werden. Der Tag und Nacht durchgehende Betrieb in
der Eisenindustrie verlangt sowohl Tag- als Nachtarbeiter, sodaß die aus der einen
Schicht heimkehrenden Arbeiter, die von den Arbeitern der andern Schicht eben
verlassenen Betten, ohne daß diese einmal kalt werden, sofort wieder in Anspruch
nehmen" (HW2, S. 50).
In diesem Zusammenhang erörterte die Kommission auch das Problem des Kost- und
Schlafgängerwesens: "Daß die Bewohner der Mietwohnungen einen Teil ihrer Schlaf¬
zimmer an Fremde wieder abtreten, um durch das zu besorgende Mobiliar und die zu
leistende Arbeit einen kleinen Nebenverdienst zu haben, ist verständlich. Wenn
jedoch diese Platzabtretung so weit geht, daß Fremde in die Schlafzimmer der
Familienangehörigen aufgenommen werden und sogar [...] bisweilen dasselbe Bett
teilen, so sind diese Zustände direkt als verwerflich zu bezeichnen" (HW2, S. 51).
Wohnungen mit Kost- und/oder Schlafgängern waren in der Gemeinde sehr ver¬
breitet, denn in 22 % aller Wohnungen wurde diese Art des Nebenverdienstes
genutzt. Dabei stach wiederum das Viertel "Italien" hervor: Dort wurden in fast 42 %
der Wohnungen mit fast 65 % der Einwohner Fremde beherbergt und/oder beköstigt
(HW2, S. 109). Je höher die Anzahl der Zimmer, desto größer die Anzahl der Woh¬
nungen mit Fremden. 19 % der Eigentums- und Dienstwohnungen sowie 24 % der
Mietwohnungen waren davon betroffen. Im "Italien"-Viertel wohnten in diesen
Mietwohnungen im Durchschnitt 11,2 Personen (HW2, S. 109). Das Kost- und
Schlafgängerwesen war im übrigen ein fast rein männliches Problem: Nur 9 weibliche
Zimmermieter oder Pensionäre wurden in Düdelingen angetroffen (HW2, S. 112).
Die Bemerkung der Kommission, daß "durch Nichtaufnahme von Schlafgängern die
Zahl der Wohnungen mit unzureichendem Wohnraume mindestens um ein Drittel
vermindert werden" könnte (HW2, S. 110), ließ allerdings die Frage offen, wo man
diese Schlafgänger dann untergebracht hätte.
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